Öffentliche Bäder müssen ein Bestandteil der städtischen Infrastruktur bleiben

Michael Weisenstein

Die Köln Bäder GmbH hat vor, verschiedene Bäder in Köln zu schließen. Hiervon sind die Bäder in Rodenkirchen, Nippes, Bickendorf und Weiden betroffen. Diese Hallenbäder sollen bis spätestens 2010 geschlossen werden. ´

In den betroffenen Stadtteilen regt sich Widerstand gegen dieses Vorhaben der Köln Bäder GmbH. Die Prostete gegen die Schließungen sind richtig. Würden diese Schließungen umgesetzt, gäbe es in den kompletten Stadtbezirken Rodenkirchen und Nippes kein Bad mehr. Dies ist der Bevölkerung nicht zuzumuten.

Widerstand regt sich aber nicht nur gegen den Inhalt des Beschlusses, auch die Tatsache, dass der Aufsichtsrat der Köln Bäder GmbH die Schließung hinter verschlossenen Türen durchziehen wollte, stößt auf Kritik. Die Kommunalpolitik hat sich bereits eingeschaltet und sie muss das auch weiter tun.

Bezüglich des Bades in Nippes gibt es einen Beschluss der zuständigen BV, die den Erhalt des Gruppenbades fordert. Bereits vor zwei Jahren hat sich die Nippeser BV vergeblich gegen die Umwandlung von einem öffentlichen in ein Gruppenbad gewehrt. Heute wird deutlich, dass die Umwandlung des Bades an der Friedrich-Karl-Straße der ?Anfang vom Ende? des Schwimmbades im Stadtbezirk war. Der schlechte Zustand des Bades und die nicht zeitgemäße Ausstattung verringern die Chancen, das Bad zu halten.

Aus linker Sicht gehören Bäder genauso zur städtischen Infrastruktur wie andere Sportstätten für die Bevölkerung, Kultur- und Bürgerzentren. Schwimmbäder können einen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung leisten, Kinder können dort im Verein oder mit der Schulklasse das Schwimmen lernen. Ältere Menschen können in Gruppen oder einzeln etwas für den Erhalt ihrer körperlichen Fitness tun. Jugendliche können einen Teil ihrer Freizeit sinnvoll im Schwimmbad verbringen.

Um all diese Funktionen erfüllen zu können, müssen die Bäder aber attraktiv und modern sein. Die Bäder müssen in einem guten Zustand sein. Da sich das Verhalten der Bevölkerung verändert, müssen sich auch die Schwimmbäder verändern. Heute erwartet der Gast im Schwimmbad mehr als nur ein Becken: Ein Wellnessbereich, Gastronomie und Ähnliches muss ein Bad vorweisen, damit es Bestand haben kann. Auch umfängliche Öffnungszeiten gehören dazu.

Attraktive Bäder, die in öffentlicher Hand befindlich sind, tragen sich finanziell, so zum Beispiel das Agrippa Bad. Bäder in schlechtem Zustand machen Verlust; zum Beispiel das Bad in Nippes. Ziel muss es sein, ausreichend gute Bäder zu haben.

Um das zu erreichen, braucht Köln ein Bäderkonzept. Nach bestimmten Kriterien müssen Bäder erhalten bleiben, eventuell muss auch ein unattraktives Bad geschlossen werden, aber es müssen auch neue moderne Bäder entstehen. Folgende Kriterien sind zu Grunde zu legen, damit ein Konzept entwickelt werden kann: l Bevölkerungszahl pro Bad l Anzahl der Schulen im Umfeld des Bades l Erreichbarkeit mit dem ÖPNV l Anzahl der Sport und Schwimmvereine im Umfeld des Bades l Stellenwert des Bades im Umfeld (Kann durch den Bau eines modernen Bades der entsprechende Stadtteil aufgewertet werden?)

Bei den genannten Kriterien handelt es sich um keine abgeschlossene Liste. Vielmehr soll eine Diskussion angestoßen werden, die sich mit der Frage beschäftigt: Welche Bäder werden in Köln an welchen Orten gebraucht?

Michael Weisenstein

Der Autor ist Mitglied im Verkehrsausschuss und Bezirksvertreter in Nippes.