Moscheebau- eine dritte Alternative ist gefragt

Özlem Demirel

Diskussionsbeitrag von Özlem Demirel

In den letzten Wochen wurde in Köln eine breite öffentliche Diskussion über den Moscheebau in Ehrenfeld, jedoch auf einer falschen Grundlage geführt.

Nach wie vor hetzt die rechte und rassistische Bürgervereinigung Pro Köln gegen den Bau der Moschee und damit zusammenhängend gegen die muslimische Bevölkerung in Köln und versucht, die ohnehin seit dem 11. September weit verbreiteten Vorurteile zwischen den Kulturen und Religionen (den sog. ?Kampf der Kulturen?),  für ihre eigenen spalterischen und rassistischen Interessen auszunutzen.

Auch nimmt die CDU mittlerweile in diesem Punkt eine eher heuchlerische Position ein. Während sie auf der einen Seite immer und überall an vorderster Stelle die größte Befürworterin der Kirche ist, stellt sie jetzt Forderungen, wie z.B. die Gebete bzw. Predigten in den Moscheen auf Deutsch zu halten oder die Höhe der Minarette an den Heliosturm anzupassen. Dies ist scheinheilig und ist kein fortschrittlicher Beitrag in diesem Diskussionsprozess.

Doch ist es auf der anderen Seite auch keine richtige Positionierung, die Moschee als einen sehr großen Beitrag zur Integration darzustellen. Denn Moscheen waren und sind immer noch  eines der Zentren, in denen sich die muslimischen, meist Türkei-Stämmigen Menschen abschotten und von der Gesellschaft isolieren. Deshalb ist die Vorstellung, dass eine möglichst große Moschee den Integrationsprozess vorantreiben wird, absurd und falsch. Erst recht, wenn das Bauvorhaben des muslimischen Dachverbandes DITIB über ein Gotteshaus (großes Einkaufszentrum und Bürokomplex sind integrierter Bestandteil des Bauvorhabens) hinausgeht.

Die Religionsfreiheit ist ein unantastbares Recht in einer demokratischen Grundordnung. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass möglichst große Moscheen unterstützt werden müssen. In Köln gibt es genug, reichlich und mehr als ausreichend Plätze, wo Menschen muslimischen Glaubens ihr Glauben praktizieren können. Das kann Ihnen auch niemand verbieten!

Die Frage, die sich stellt, ist: ?Warum haben muslimische Kräfte trotzdem ein Bedürfnis, wenn doch diese Möglichkeiten der Religionsausübung reichlich vorhanden sind, eine neue bzw. noch größere Moschee mit einer großen Aufmachung und obendrein auch noch mit einem zusätzlichem Gewerbezentrum zu bauen??

Die DITIB darf natürlich auf ihrem Grundstück bauen. Das ist ihr gutes Recht. Aber eine derartige Diskussion über den Bau einer Großmoschee spaltet unsere Stadt jetzt in MoscheebefürworterInnen und MoscheegegnerInnen. Die sozialen Probleme bleiben aber gleich. Diese Diskussion einer größeren Moschee schafft auch in unserer Stadt die gesellschaftlichen Probleme und vor allem das Integrationsproblem nicht ab, sondern spaltet die Bürgerinnen unserer Stadt in Muslime und Christen. Integration ist das Zusammenkommen und Zusammenfinden von Menschen unabhängig ihrer nationalen, religiösen oder ethnischen Identitäten oder Hintergründe.

Die Diskussion und der Bau der Moschee verstärken gegenseitige Vorurteile und schaden dem Integrationsprozess. Aus diesem Grund finde ich die ganze Diskussion ?Moschee ja oder nein? vollkommen falsch. Wir müssen uns jetzt (als Christen und Muslime) für eine bessere, demokratische, friedliche und soziale Stadt einsetzen. Dieses geht nur erst dann, wenn wir uns jetzt nicht in Deutsche und Ausländer, in Muslime und Christen spalten lassen, sondern all unsere Kräfte bündeln, um eine soziale Stadt einzufordern, zu schaffen und auszuweiten.

Pro Köln argumentiert rassistisch. Wir müssen realistisch sein und erkennen können, dass reaktionäre Kräfte die Integration nicht fördern werden, unabhängig davon, was sie sagen oder behaupten. Sonst wäre die Integration schon längst vollbracht!

Die Diskussion muss auf eine vernünftige Grundlage gebracht werden: Wie kann unsere Stadt Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Möglichkeiten bieten, eine gute Bildung und Ausbildung zu bekommen und sich als Bürger dieser Stadt zu fühlen. Erst wenn Menschen mit Migrationshintergrund sich als Teil dieser Gesellschaft verstehen und die Mehrheitsgesellschaft diese als Bürger mit Migrationshintergrund sieht, sollten nicht ein mal ?Gotteshäuser? dem Integrationsprozeß Steine in den Weg legen können.