Innenstadt attraktiver machen - Dominanz des Autos zurückdrängen!

Michael Weisenstein
Thema ÖPNVRatReden

Rede in der Ratssitzung am 17.11.2016

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Heinrich Böll sagte in einem Interview am 2. Juli 1979:
"Es gibt eben sehr viele Köln, in meiner Erinnerung drei vier, fünf Köln und das gegenwärtige ist mir schon durch den Autoverkehr fremd, völlig fremd. Ich finde die Stadt auch zerstört durch diese riesigen lauten Straßen."

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Fahrende und stehende Autos nehmen in Köln, und insbesondere in der Innenstadt, zu viel Platz in Anspruch. Das schmälert die Lebensqualität und nimmt anderen Verkehrsteilnehmerinnen den Platz. Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, wie wir die Kölner Innenstadt attraktiver machen, für Bewohnerinnen und für unsere Gäste. Die Dominanz des Autos aus dem Stadtbild muss zurückgedrängt werden. - Nicht überstürzt sondern in einem klug gesteuerten Prozess.

Die Bezirksvertretung Innenstadt hat hierzu einen wichtigen Schritt gemacht. Sie hat beschlossen, dass die überschüssigen Kapazitäten in den Parkhäusern genutzt werden sollen. Autos, die heute auf Gehwegen, in engen Gassen und Kölner Plätzen stehen sollten zum Teil in Parkhäuser. Die Bezirksvertretung sieht hier einen Prozess vor, in dem nach und nach parkenden PKW von der Straße ins Parkhaus verlagert werden sollen. Zielmarke sind dabei 10 % pro Jahr.

Entgegen aller Aufregung, die hier - vor allem durch die FDP - verbreitet wird, handelt es sich hierbei um ein völlig realistisches Vorhaben. Das zeigen die Zahlen:
Wir haben zwischen Hahnenstraße, Komödienstraße, dem Rhein und Brabanter Straße 1.384 Stellplätze im öffentlichen Straßenland. Im gleichen Gebiet haben wir 11.200 Stellplätze in Parkhäusern. Laut IHK sind diese nur mittelmäßig ausgelastet, sodass wir im Mittel zwischen 3.370 und 5.600 freie Stellplätze haben. Es ist doch unsinnig, meine Damen und Herren, die Straßen mit Autos vollzustellen, wenn direkt nebenan ein Parkhaus halbleer steht!

Und nebenan ist hier wörtlich gemeint. An keiner Stelle in diesem Gebiet ist ein Parkhaus weiter als 300 Meter entfernt. Meistens liegen gleich mehrere Parkhäuser näher als 300 Meter. - 300 Meter, meine Damen und Herren, sind die Strecke, die wir Menschen zumuten, die mit dem Bus fahren. Ich teile die Ansicht der BV Innenstadt, dass auch einem Autofahrer ein solcher Fußweg zuzumuten ist. Wenn wir das Parken in die Parkhäuser verlagern, dann ersparen wir uns auch den Verkehr, der auf der Suche nach einem Stellplatz an der Straße durch die Innenstadt schleicht. Wer in das Kölner Zentrum fährt, soll direkt ein Parkhaus anfahren!

Die Bezirksvertretung Innenstadt hat in ihrem Beschluss klar unterschieden zwischen Parken aus beruflichen Gründen oder zum Shoppen und Anwohnerparken. Anders als die FDP es hier und auf ihrer Internetseite behauptet, wird es kein Verbot des Anwohnerparkens geben. Für die Anwohner soll ein Angebot geschaffen werden, mit dem sie im Parkhaus quasi einen Mengenrabatt erhalten. Soweit die Anwohner dieses Angebot annehmen und dadurch Stellplätze an der Straße überflüssig werden, sollen diese zurückgebaut werden. Einen Zwang oder gar ein Verbot von Anwohnerparken gibt es in dem Beschluss der BV Innenstadt nicht!