In die Heimat vertrieben - Flüchtlingsdrama Deportation Cast berührt und verstört

Felix Schneider (linksjugend ['solid] köln)

Das Theater im Bauturm zeigte am 15. November Björn Bickers Stück Deportation Cast und lud im Anschluss zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Flüchtlingspoltik. Inszeniert von Gerhard Roiß erzählt es die Geschichte von einer in den Kosovo abgeschobenen Roma-Familie. Verstörend wirkt dabei das vom jüngsten Sohn Egzon (David N. Koch) geschilderte Schicksal seiner Eltern (Christoph Wehr und Susanne Kubelka) und der Schwester Elvira (Mirka Flögl, heute: Mirka Ritter). Nach einem Brandanschlag auf ihr Haus, welcher den Jungen traumatisiert und stumm gemacht hatte, musste die Familie nach Deutschland fliehen. Dort verliebt sich Elvira in den Sohn eines Piloten. Nachdem der Vater keine Arbeit gefunden hatte, wird die 5-köpfige Familie (der älteste Sohn taucht im Stück nicht auf) wieder in den Kosovo abgeschoben.

Hier setzt die Handlung des Stücks ein. Kontrastiert wird das Leben der Roma, ein Alltag zwischen Müllsammeln, Prostitution und Anfeindungen, durch den Liebeskummer des Pilotensohnes, der inspiriert von seiner Lehrerin die bundesdeutsche Flüchtlingspolitik zu hinterfragen beginnt. Dabei kommt es auch zu einem Zerwürfnis mit dem Vater, welcher selbst schon Maschinen mit Abgeschobenen geflogen hatte. Unterbrochen werden die beiden Familiendramen durch Statements vonseiten eines Anwalts, eines Arztes, einer Beobachterin und einer Sachbearbeiterin. Die insgesamt 12 Rollen des Stücks wurden alle von dem 4-köpfigen Ensemble gespielt.

Im Anschluss diskutierten auf dem Podium Jörg Detjen (Sprecher der Kölner Ratsfraktion DIE LINKE), Klaus Jünschke (Kölner Appell gegen Rassismus und Runder Tisch für Integration) und Jörg Frank (Geschäftsführer der Ratsfraktion Bündnis 90/Grüne) zur aktuellen Lage der Flüchtlinge in Köln. Dabei brachten sich insbesondere die Schauspieler*innen engagiert in die Debatte ein, die von viel Empathie für die Betroffenen ebenso geprägt war wie von Verständnislosigkeit angesichts des menschenunwürdigen Umgangs der Behörden mit Asylsuchenden. Das Stück ist im Bauturm noch zwei mal, am 18. und 19.12., zu sehen.

?Mächtig ist das Bundesamt. Wenn die sagen, im Kosovo ist alles gut, dann ist alles gut. Jeder weiss, dass es nicht so ist. Das sind die zwei Wirklichkeiten.? - Anwalt in Deportation Cast

Felix Schneider (linksjugend ['solid] köln)

Die nächsten Aufführungstermine für Deportation Cast hier:
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