Geflüchtete nach Auszug nicht aus den Augen verlieren - Verwaltung legt Bericht zur fachärztlichen und sozialen Beratung vor

In mehreren Ratsanträgen hatte DIE LINKE darauf gedrängt, gesundheitliche und soziale Notlagen bei Geflüchteten schnell zu erkennen und zu behandeln. Besonders schutzbedürftige Personen sollten binnen einer Woche aus Massenunterkünften ausziehen können und in abgeschlossenen Wohneinheiten untergebracht werden. Dieser öffentliche Druck war notwendig, wie nun ein Bericht im Gesundheitsausschuss am 7. November zeigt.

Erst im Sommer 2016 wurde ein Projekt aufgelegt, Mitarbeiter/innen des Gesundheitsamts in die Unterkünfte zu schicken, um besondere Probleme der Bewohner/innen zu identifizieren und damit eingreifen zu können. Vorher war es u.a. dazu gekommen, dass ein ansteckender Tuberkolosekranker monatelang ohne Diagnose in einer großen Unterkunft lebte.

Jörg Detjen, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE, freut sich über die aufsuchende Beratung: „Wir müssen Krankheiten oder Notlagen so schnell wie möglich erkennen. Unerkannte und unbehandelte Krankheiten verursachen nicht nur menschliches Leid. Sie können auch schlechter behandelt werden, je länger nichts passiert. Die Geflüchteten finden nicht so einfach einen Weg ins Gesundheitssystem. Sie brauchen Menschen, die ihnen den Weg zeigen.“

Jörg Detjen weiter: „Das Gesundheitsamt leistet gute Arbeit, obwohl erst im November letzten Jahres zwei zusätzliche Stellen für diese Aufgabe geschaffen wurden. Innerhalb eines Jahres wurden für fast 1300 Menschen schriftliche Gutachten erstellt und diese Menschen weitervermittelt. Weitere, dringliche Fälle wurden in der Regel telefonisch bearbeitet. Das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.“

„Doch Entwarnung kann noch lange nicht gegeben werden“, ist Jörg Detjen überzeugt. „Die Verwaltung hat festgestellt, dass Geflüchtete, die in eigene Wohnungen ausgezogen sind, zu oft aus dem Blick geraten. Doch gerade dann, wenn die erste Eingewöhnung vorüber ist, werden vorher verdrängte Probleme wie Traumatisierungen akut. Dafür brauchen wir qualifizierte Fachkräfte. Ehrenamtliche Strukturen, wie die in Köln eingesetzten Gesundheitslotsen, können diese Einbindung zeitlich gar nicht leisten.“