Frauenförderplan auch für Reinigungs- und Hauswirtschaftskräfte!

Hamide Akbayir

„Frauen tragen die Hälfte des Himmels“ lautet ein berühmter Spruch von Mao Zedong, den die Frauenbewegung in aller Welt sich zu Eigen gemacht hat. Doch dieser Spruch passt nicht zu unserer Realität! Ich sage auch warum. Frauen übernehmen oft mehr als die Hälfte der Pflichten und bekommen weit weniger als die Hälfte dafür, weniger Anerkennung, weniger Rechte, weniger Geld. Viele von uns in Deutschland halten das für ein Problem in ärmeren, unterentwickelten Ländern. Weil es aber auch im emanzipierten Deutschland Ungleichgewichte gibt - nicht zuletzt beim Lohn - ist dieser Frauenförderplan notwendig. Wir bedanken uns beim Amt für Gleichstellung und bei der Verwaltung für das Erstellen des Frauenförderplans.    

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir finden es selbstverständlich richtig, dass der Anteil der Frauen in Führungspositionen erhöht werden muss. Wir finden es auch richtig, bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen. So können Frauen aus der Teilzeitfalle geholt werden, die ihnen im Arbeitsleben keine Karriere ermöglicht und im Alter keine ausreichende Rente schafft. Aber der Frauenförderplan weist auch große Lücken auf, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine wichtige Forderung der Frauenbewegung war die nach Brot und Rosen. Übersetzen lässt sich das mit: genügend zu essen und Anerkennung. An beiden mangelt es, wenn wir die unterste Lohngruppen bei der Stadt betrachten. Überwiegend Frauen mit Migrationshintergrund sind von dieser Armut betroffen, das ist in diesem Förderplan jedoch nicht sichtbar!  

Für die Existenzsicherung brauchen Frauen, die keine Kinder zu versorgen haben, rund 1.120 Euro brutto, für eine spätere existenzsichernde Rente müssen es schon 2.175 Euro sein.   Jobs für Reinigungskräfte vergibt die Stadt aber nur für 17,5 Stunden die Woche und zahlt dafür 732 Euro!  

Der Frauenförderplan sieht hier eine Qualifizierung zu besser bezahlten Hallenwartinnen oder Museumswächterinnen vor.   Doch das löst das Problem der Reinigung nicht. Wir als LINKE möchten, dass neu eingestellte Reinigungskräfte nicht in E1, sondern in E2 eingruppiert werden! In der Lohngruppe E2 erzielt frau zumindest nach sechs Jahren ein Einkommen, das – nach 45 Jahren – eine existenzsichernde Rente ermöglicht.  

Außerdem brauchen die Reinigungskräfte und Hauswirtschaftskräfte in den Kitas einen Anspruch auf Vollzeit.  Vielleicht wäre die Kombination dieser beiden Jobs ein Schritt in die richtige Richtung. Hier zu prüfen und kreative Modelle zu entwickeln, würde diese städtisch Beschäftigten aus der Armut herausholen. Zu dieser Armut sind z. B. allein erziehende Frauen verurteilt, die die 732 Euro von Ihrem Arbeitgeber Stadt Köln mit ALG II aufstocken müssen.  

Lohngruppe E2 und das Recht auf Vollzeit – das meine Damen und Herren wären Brot und Rosen für die Reinigungskräfte.  

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.