Eine Wohnungsbauwende, die ihren Namen verdient, ist notwendig

Rede von Jörg Detjen zur Ratssitzung am 18. Juni 2020

„Lasst das mal die Privatwirtschaft erledigen! Politik und Verwaltung halten sich besser raus.“ – So lässt sich dieser FDP-Antrag zusammenfassen. Eigentlich erschöpft sich die gesamte Wohnungspolitik der FDP in diesen zwei Sätzen.

Liebe Kollegen und Kolleginnen von der FDP, Ihr Vertrauen in private Investoren ist deplaziert. Schauen Sie sich doch mal die aktuellen Zahlen an! Es gab noch nie so einen großen Bauüberhang wie in diesem Jahr. Das heißt: Das gesamte Verwaltungsverfahren ist durchlaufen, der Investor hat seine Baugenehmigung erhalten. – Aber was passiert? Er baut nicht. Die Genehmigung bleibt in der Schublade liegen.

Der Investor spekuliert auf steigende Preise. Wenn er seine Wohnungen zwei Jahre später auf den Markt bringt, kann er vielleicht schon 50 Cent mehr an Miete pro Quadratmeter nehmen. Und es ist diese Spekulation auf steigende Profite, liebe Kollegen und Kolleginnen von der FDP, die in Köln die Bodenpreise und die Wohnungspreise immer weiter hochtreibt.

Wir brauchen mehr Wohnungen in Köln und wir brauchen vor allem: günstige Wohnungen. Wohnungen, die sich auch eine Familie mit einem niedrigen oder einem mittleren Einkommen leisten kann.

In beiden Hinsichten, Frau Oberbürgermeisterin Reker, ist Ihr Wohnungsbaubündnis ist ein krasser Fehlschlag. Sie wollten 6.000 Wohnungen bauen. 2019 entstanden aber nur 2.175 Wohnungen, gerade einmal ein Drittel Ihres Ziels. Und eine Wende ist nicht erkennbar. Gebaut werden günstige Wohnungen überwiegend von den städtischen Gesellschaften.

Aber es sind nicht genug. Deshalb schlagen wir vor, eine weitere städtische Wohnungsgesellschaft zu gründen. Lasst uns diese Gesellschaft gründen mit der Zielsetzung, dass sie vorwiegend Holzhäuser baut. Das ist eine Technologie, die inzwischen gereift ist und auch für mehrgeschossige Mietswohnungen geeignet ist.

Es ist gut, dass endlich Grundstücke in Zukunft im Erbbaurecht vergeben werden sollen. Wir haben uns lange dafür eingesetzt. Jetzt brauchen wir aber auch die Flächen! Vor Jahren hat der Rat der Stadt Köln das STEK (Stadtentwicklungskonzept) Wohnen beschlossen mit zahlreichen Flächen und vielen tausenden Wohnungen. Warum passiert seitdem nichts? Da muss die Verwaltung schneller werden!