Beratung für Betroffene rechtsextremer NSU-Anschläge in Köln

Pressemitteilung der Stadt Köln vom 20. Juni 2013

Oberbürgermeister Roters, LVR-Direktorin Lubek und Stadtsuperintendent stellten Angebot vor

Betroffene rechtsextremer Anschläge in Köln können ab sofort ein neues Beratungsangebot in Anspruch nehmen. Getragen wird es vom Diakonischen Werk und bietet Unterstützung bei sozialen, rechtlichen oder psychischen Problemen beziehungsweise Fragen. Die Stadt Köln unterstützt das Angebot finanziell, ebenso der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Oberbürgermeister Jürgen Roters stellte die neue Beratung am 20. Juni 2013 gemeinsam mit LVR-Direktorin Ulrike Lubek, Stadtsuperintendent Rolf Domning, Diakonie-Geschäftsführerin Helga Blümel und den Ratsmitgliedern Dr. Walter Schultz und Jörg Detjen im Rathaus vor.

Die Beratung richtet sich insbesondere an die Opfer das Nagelbombenanschlags in der Keupstraße in Köln-Mülheim im Juni 2004, bei dem 22 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, sowie des Anschlags in der Probsteigasse 2001, welche beide dem rechtsterroristischen NSU zugeschrieben werden. Angesprochen sind daneben auch Menschen, die die Anschläge miterleben mussten sowie Familienangehörige aller Betroffenen. Bei Bedarf wird an spezialisierte Beratungsstellen oder Rechtsanwälte, Ärzte und Therapeuten vermittelt.

Oberbürgermeister Jürgen Roters:
"Den Opfern der NSU-Anschläge in Köln ist viel Leid zugefügt worden. Die Wunden sind immer noch nicht verheilt. Manche Betroffene wurden durch die Aufdeckung der NSU-Taten, den laufenden NSU-Prozess und die Berichte darüber erneut traumatisiert. Ich sehe die Stadt Köln in der besonderen Verpflichtung, den Menschen hier weitere niederschwellige Unterstützung anzubieten."

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) beteiligt sich wie auch die Stadt Köln mit 7.000 Euro an der Finanzierung der Beratung. Der Verband ist seit 2008 für die Entschädigungsleistungen für Opfer von Gewalttaten nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) zuständig. So erbringt der LVR insbesondere auch für die Opfer des Nagelbombenattentates in der Keupstraße entsprechende Leistungen.

"Wir registrieren einen erhöhten Gesprächsbedarf, seitdem bekannt ist, dass die Anschläge einen rechtsextremistischen Hintergrund haben, manche Opfer wurden sogar erneut traumatisiert. Die Betroffenen haben jederzeit die Möglichkeit, sich an den LVR zu wenden, auch fast zehn Jahre nach der Tat",sagt LVR-Direktorin Ulrike Lubek.
"Die Beratungsstelle bietet Betroffenen, die sich bisher noch nicht an uns gewandt haben, die Chance, sich beraten zu lassen und sich dabei auch über die Möglichkeiten einer Entschädigung zu informieren", so Lubek weiter.

Stadtsuperintendent Rolf Domning:
"Sowohl dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region als auch mir als dessen Vorstandsvorsitzenden war es - auch ganz persönlich - ein großes Anliegen, in Köln die Opferentschädigung voranzutreiben. Ich freue mich sehr, dass unser Impuls zur Initiative einer unabhängigen Opferberatungsstelle nun in breitem politischen Konsens umgesetzt worden ist. Mit dem Diakonischen Werk Köln und Region kann ein freier Träger, der allseitiges Vertrauen genießt, dieses Angebot bereitstellen."

Helga Blümel, Geschäftsführerin Diakonisches Werk Köln und Region:
"Das Diakonische Werk leistet seit vielen Jahren eine parteiliche Migrationsberatung. Wir arbeiten mit Sprachmittlern und kennen alle Situationen, in die Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land geraten können. Die Beratung für Betroffene der rechtsextremistischen Anschläge in Köln übernehmen wir gerne und mit Engagement und in enger Anbindung an das soziale Netzwerk im Umfeld der Keupstraße. Mit diesem Netzwerk wurde das Konzept der Beratung gemeinsam entwickelt."

Dr. Walter Schulz und Jörg Detjen, die sich als Mitglieder des Rates der Stadt Köln in besonderer Weise für dieses neue Angebot engagierten:
"Mit der Beratungsstelle für Opfer der rechtsextremen NSU-Anschläge bietet Köln ein neues und passgenaues Angebot an die Betroffenen. Dafür haben wir uns seit einem Jahr eingesetzt. Für die traumatisierten Menschen ist es nicht nur wichtig, dass ihnen solidarisch geholfen wird, sondern auch, dass sie in ihrem Leid öffentlich gewürdigt werden."

Die neue Beratung ist vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym. Bei Bedarf stehen Dolmetscher zur Verfügung. Ansprechpartnerin ist Martina Hille, telefonisch erreichbar unter 0221 / 1603832 oder per E-Mail. Eine Broschüre weist auf dieses Beratungsangebot in Deutsch, Türkisch und Kurdisch hin.