Arbeitsplatzabbau bei Ford - was kann die Stadt tun?

Rede von Jörg Detjen zum angekündigten Arbeitsplatzverlust bei Ford

Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass sie meinen Vorschlag aufgegriffen haben, uns mit dem Betriebsrat von Ford, u.a. dem Vorsitzenden Martin Hennig, mit Herrn Kolsch von der IG Metall und mit Herrn Rossmann vom DGB zu treffen.
Sie sind mit kompetenten Mitarbeitern angerückt.

Wir hatten ein gutes Gespräch und ich hoffe, dass heute Abend die Kölner Bundestagsabgeordneten im Gespräch mit dem Ford-Chef Herrmann auch etwas bewegen.

Ford steht am Ende einer langen Wertschöpfungs- und Produktionskette. 3.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger bei Ford Köln weniger bedeutetet einen zusätzlichen Verlust von mindestens 10.000 Jobs in Köln.

Ford ist seit Jahrzehnten nicht nur ein wichtiges, internationales Unternehmen, sondern es hat über Jahrzehnte ordentliche Löhne gezahlt, dank einer kämpferischen internationalen Belegschaft. Immer wieder haben die Kolleginnen und Kollegen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen gestreikt und gekämpft, ohne das große Ganze aus dem Auge zu verlieren. Ford war in Sache Integration immer sehr weit und hat die Stadtgesellschaft mitgeprägt!

Die Umstellung auf E-Mobilität wird auch in der Region zu erheblichen Einschnitten führen. Das Eisenwerk Brühl produziert mit 1.800 Beschäftigten Motoren für die gesamte Automobilindustrie, davon ca. 20 % für Ford. Federal-Mogul in Burscheid mit 2.500 Beschäftigten ist ebenfalls Zulieferer von Ford und der gesamten Autoindustrie.

Anders als die AfD in ihrem zurückgewandten Antrag stellt sich die ganze Stadtgesellschaft und die Beschäftigten von Ford den Herausforderungen der E-Mobilität. Deshalb ist der gemeinsam von Betriebsrat, Stadtverwaltung und Ratsfraktionen entwickelte Gedanke eines „Kompetenzzentrums Alternativer Antriebstechnologien“ ein wichtiger Schritt, gestaltend in den Prozess einzugreifen.

Wir müssen als Stadt Köln das wenige, was wir tun können, jetzt anpacken und zielstrebig umsetzen:

  • Qualifizierung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Bundesanstalt für Arbeit, dem JobCenter und der Stadt Köln
  • Verbesserung des Logistikstandortes mit dem Land NRW und dem Bund
  • Industriefläche für die neuen Antriebstechnologien, z.B. Batteriebearbeitung
  • Intelligente Fahrsysteme zwischen Ford, KVB und RheinEnergie entwickeln und fördern. Das alte Pilotprojekt erneuern.
     
    Und Frau Oberbürgermeisterin, ich würde sie bitten, die Zusammenarbeit in der Region in Sachen Automobilindustrie zu forcieren.
     
    Dabei kann es aber nicht bleiben. Der Rat der Stadt Köln muss sich auch mit dem Arbeitsplatzabbau im Rheinischen Revier befassen, weil dieser die Region und auch Köln in erheblichen Umfang und mit aller Härte trifft. Auch dies sind Arbeitsplätze, die ebenfalls Teil einer langen Weitschöpfungskette sind. Die Braunkohlekommission geht von 9.000 direkt betroffenen Arbeitsplätzen aus und von 18.000 indirekt betroffenen.
     
    Wir müssen den Umbau in der Energieversorgung mit dem Umbau in der Automobilindustrie zusammen sehen. Sie gehören auch der Sache nach zusammen.
    Im Oktober 1929, vor 90 Jahren, hatte Konrad Adenauer angefangen, mit Ford über die Ansiedlung in Köln zu verhandeln. Adenauer lockte Ford von Berlin nach Köln und schloss am 30. Januar 1930 einen Geheimvertrag mit Ford. Er lief über 2 x 6 Jahre und umwarb Ford mit den wildesten Finanztricks, nämlich:
    einem Verzicht auf Gewerbeertragssteuer und Gewerbekapitalsteuer. Das wäre heute nicht mehr möglich und das ist auch gut so.
    Aber wie auch immer:
    90 Jahre Ford in Köln ist ein Grund zum Feiern und Grund zur Nachdenklichkeit über die Geschichte und über die Zukunft.