Er kann den Krieg nicht beenden, er hat ihn nicht produziert - Linkes Kino zeigt „Wag the dog“

Renate Alves

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, so in etwa die Übersetzung des US-amerikanischen Films aus dem Jahr 1999, der zeigt, wie ein rein medial inszenierter Krieg dem US-Präsidenten die Wiederwahl sichert.

Die Lage im Weißen Haus ist bedrohlich, der Krisenstab rotiert: der Präsident, sich seiner Wiederwahl gewiss, soll eine Schülerin belästigt haben und es verbleiben nur noch wenige Tage bis zur Wahl. Die Beraterin des Präsidenten, gespielt von Anne Heche, engagiert einen mysteriösen Mr. Fix-it (Robert de Niro), der bekannt ist für die Verbreitung von Gerüchten und die Manipulation der Medien, um die drohende Niederlage abzuwenden. Er tut sich zusammen mit dem genialen Hollywood-Produzenten Motss, erfrischend exaltiert gespielt von Dustin Hoffman, und gemeinsam inszenieren sie einen Krieg – ohne Waffen, ohne Militär, dafür mit allem was dazu gehört: Emotionen, Helden, sogar eine Befreiungshymne wird komponiert und mit einer jungen Albanerin, die mit ihrem Hund im Arm dem Krieg ein menschliches Gesicht gibt. Allein diese Szene, gespielt vor der Green Screen und dann mit montierten Kriegsaufnahmen fertiggestellt, bringt viele Lacher, aber gleichzeitig ist die Realität gefakter Bilder ganz nah.

Die Komödie von Barry Levinsons vermittelt auch nach über 25 Jahren das Gefühl, sie sei erst gestern fertiggestellt worden. Schnelle und reichweitenversprechende Falschinformationen werden mit Hilfe Hollywoods inszeniert, verbreitet und noch mediengerecht verpackt. Und es muss ja richtig sein, weil es im Fernsehen gezeigt wird. Wag the dog enthält gerade genug Wahrheit, dass man sich beim nächsten Mal, wenn man CNN oder NTV schaut, fragt, was Dichtung und was Wahrheit ist.

Im anschließenden Publikumsgespräch mit Uta Steinwehr, Journalistin und Factcheckerin, wird schnell klar, wie viel wichtiger die Verifizierung von Inhalten, Bildern und Videos seit damals geworden ist. Angesichts der vielen Möglichkeiten, gewollte oder ungewollte Falschmeldungen zu verbreiten, bleibt es eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier Mittel und Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Der Film bzw. sein Alter zeigen aber auch, das wir - Publikum und Gesellschaft - nicht wirklich ein Mittel gegen Desinformationen gefunden haben. Medienkompetenz ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben – auch für Die Linke.