Geisterdiskussion um den Abriss der Stadtbibliothek

Heiner Kockerbeck

Die CDU hat Ende Januar eine Pressemeldung veröffentlicht, in der sie Abriss und Neubau der Stadtbibliothek forderte. Der Neubau müsse nicht am gleichen Ort sein. Für einen Abriss spricht laut CDU, dass es in der Verwaltung neue Erkenntnisse gebe, nach der die Statik des Gebäudes stark beschädigt sei. Im Keller gebe es Risse.

Die FDP sprang auf diesen Zug auf. Es gehe um Kostensicherheit. Anders als 2015 sagt die FDP diesmal, sie wolle den Neubau aber am gleichen Standort. Damals schlug sie vor, die Bibliothek zu verlagern und das zentral gelegene Filetgrundstück lukrativ zu vermarkten.

Das Schreckensbeispiel der Opernsanierung entfaltet seine Wirkung. Die Kölner Presse hat die von der CDU begonnene Diskussion in einer Reihe von Artikeln aufgegriffen. Da scheint es nebensächlich, dass DIE LINKE, SPD und Grüne darauf verweisen, dass es noch gar keine Information der Bauverwaltung an den Rat gegeben hat.

In den kommenden Wochen wird eine Vorlage zur Stadtbibliothek erwartet. Im Bauausschuss und gegenüber der Presse dementierte die Verwaltung heftig, dass das Gebäude von 1979 nicht mehr erhalten werden könne. Vielmehr habe das statische Gutachten ergeben, dass die Modernisierung des Gebäudes möglich sei. Im Keller gefundene Risse seien berücksichtigt.

Fest steht: Die bereits bis ins Detail fertige Planung der Sanierung umzuschmeißen und eine neue Planung zu beginnen würde erheblich neues Geld und mehr Zeit erfordern. Auch die aufwändige Planung des Innenlebens des Architekten Aat Vos müsste umgearbeitet werden.

Sicher ist: Bei großen Sanierungsprojekten hat es in der Vergangenheit viele Überraschungen, Kostenerhöhungen und Terminverzögerungen gegeben. Aber dies gilt auch für Neubauten. Noch dazu, wenn, wie die CDU erwägt, dafür ein neues Grundstück gesucht werden müsste. Grundstücke im Stadtzentrum sind Mangelware. Soll die Bibliothek an den Stadtrand? Und welchem Investor möchte die CDU das jetzige Grundstück in Premiumlage denn für welchen Zweck zur Verfügung stellen? Josef-Haubrich-Hof 2030: Shopping Mall statt öffentlicher Bibliothek?

Die Stadtbibliothek ist mit ihrem markanten, freistehenden Gebäude am Neumarkt ein fester Orientierungspunkt im Stadtbild. In zentraler Lage dient sie als „Dritter Ort“ der Bildung, des Literaturgenusses und der Kommunikation. Die Nähe zur städtischen Volkshochschule ergänzt dies. DIE LINKE wird darauf drängen, dass sie an diesem Platz bleibt. Und nicht nur wegen der Gebäudeästhetik, auch aus ökologischen Gründen macht es Sinn, das Bestandsgebäude zu erhalten.