Existenzen von Großmarkthändlern stehen auf dem Spiel

Jörg Detjen

Die geheime Abstimmung im Rat zum Umzug des Kölner Großmarkts nach Marsdorf zog sich lange hin. Es gab eine heftige Debatte. SPD, LINKE und FDP hatten klare und nachvollziehbare Argumente gegen den schwarz-grünen Antrag den Großmarkt zu verkleinern und zusätzlich den 1. FC mit an den Standort zu bringen. Zu dem Abstimmungsergebnis 44:36 bei 4 Enthaltungen für CDU und Grüne schrieb die Kölner Rundschau: „Ein Sieg auf Kante“. Mit welchen platten Argumenten CDU und Grüne sich in der Ratsdebatte und nach dem Beschluss verteidigen ist schon absurd, z. B. würde eine Verkleinerung der Großmarktfläche die Chance auf Realisierung erhöhen.

Im Mai 2021 hat der Kölner Rat einen richtungsweisenden Beschluss zum Großmarkt mit breiter Mehrheit gefasst. Kurz vor der Ratssitzung am 14. Dezember haben CDU und Grüne diesen Beschluss mit Füßen getreten.

Mit dem Beschluss im Mai war scheinbar endlich der Standort geklärt. Er sah an dieser Stelle den neuen Großmarkt und keine andere Verwendung vor. So heißt es auch folgerichtig in dem Beschluss über die Aufgabe des Markt-Gremiums: „Dieses Gremium erarbeitet einen Interessenausgleich zwischen der Stadt Köln und den auf dem Großmarkt ansässigen Unternehmen.“

Diese Aufgabenstellung wollen CDU und Grüne nun zerschlagen und schaffen damit gleichzeitig einen zusätzlichen Interessenkonflikt mit dem FC, ohne die Kritik des FC, der Großmarktleute und der Stadtverwaltung überhaupt mit einzubeziehen.

Das ist ein Desaster: Vertrauen wird für taktische Spielchen zerschlagen, die nur neue Probleme schaffen und keine lösen.

Als der Kölner Großmarkt 1936 die Innenstadt verließ und am Raderthal einen neuen Standort erhielt, waren 78.000 m2 eingeplant. Heute umfasst er 230.000 m2. Bei der Suche nach neuen Flächen für den Großmarkt fing man 2003 mit 350.000 m2 an, noch 2007 waren wir bei 266.000 m2, im Beschluss vom Mai 2021 wurde er weiter auf 145.000 m2 verkleinert und jetzt soll er nur noch 100.000 m2 fassen.Hat sich historisch der Großmarkt immer erweitert, verkleinern ihn jetzt CDU und Grüne willkürlich ohne dem tatsächlichen Bedarf Rechnung zu tragen. Soviel zu deren Wirtschafskompetenz!

In der Presse haben Frau Martin und Herr Petelkau erklärt, sie würden Planungssicherheit schaffen. Genau das Gegenteil findet statt. Die gesamte Planung muss neu aufgerollt werden. Wir fangen nach 30 Jahren Diskussion und Planung von vorne an. Ein Armutszeugnis für die Regierenden!

Sie lösen nicht die Probleme der Großmarkthändler, des konzernunab­hängigen Lebensmittelhandels, der Kölner Wochenmarktbeschicker und der gastronomischen Einrichtungen.

Sie lösen nicht die Probleme der Parkstadt Süd, nicht die Probleme des 1. FC Köln und sie erweitern den Konflikt um einen weiteren Akteur, nämlich der Bezirksvertretung Lindenthal.

Teile und herrsche, so lautet die Devisen von Schwarz/Grün.

Ihnen steht ein breites Bündnis entgegen: Großmarkt- und Wochenhändler, der FC und seine Fans, die IHK, der DGB, SPD, FDP und LINKE.

Das die Grünen der gesunden Ernährung mit regionalen Produkten einen Bärendienst erweisen und dem Lebensmittelkonzern REWE in die Hände arbeiten, ist traurig, aber wahr.

DIE LINKE wird den Großmarkt und die Wochenmärkte nicht aufgeben und in den nächsten Jahren für eine sichere Existenz der Betroffenen kämpfen!