Schulsozialindex konsequent anwenden. Mehr Geld dafür von Landesregierung fordern.

Rede von Gisela Stahlhofen zur Ratssitzung am 21. Mai 2019

Im Land der Dichter und Denker werden immer noch unendlich viele Talente verschwendet. Begabte Kinder aus Arbeiter- oder Migrantenfamilien werden in den Schulen nicht so gefördert, wie es sein müsste, damit sie ihre Talente und Begabungen entfalten können. 

Diese Kinder haben es schwerer in der Schule,

- wenn ihre finanziell benachteiligten Eltern mit mehreren Jobs versuchen müssen, über die Runden zu kommen und sie deshalb kaum Zeit für ihre Kinder haben

- wenn es keine Bücher oder andere Bildungsangebote im Elternhaus gibt

- wenn ihre Eltern nach der Flucht versuchen, in einem fremden Land neu Fuß zu fassen

- wenn sie eigenen Traumata aus Krieg und Flucht verarbeiten müssen.

Alle diese und noch mehr Gründe führen dazu, dass diese Kinder mehr Förderung als andere brauchen. Doch diese Förderung gibt es nicht umsonst. Schulen, die viele arme Kinder mit und ohne Migrationshintergrund besuchen, brauchen mehr Stellen für Lehrer, Schulsozialarbeiter, Therapeuten, Schulbegleiter und Erzieher. Sie brauchen mehr Geld für Material und externe Angebote.

Wenn sich die Gymnasien aus der Inklusion herausstehlen, ist es vielleicht hilfreich, die Ausstattung für Inklusion auf die Schulen zu verteilen, die sie auch tatsächlich brauchen. Das kostet kein Geld, ist aber sinnvoll umverteilt.

Wir freuen uns, dass es hier im Rat eine große Einigkeit gibt, diesen Weg zu beschreiten. Leider gibt es nur wenige Stellschrauben, an denen die Kommune drehen kann. Schulsozialarbeit, Schulbegleitung und der Offenen Ganztag an Grundschulen sind hier die drei wichtigsten Felder der Kommune, auf die auch wir unser Augenmerk richten.

Wir sollten im Zuge der Haushaltsberatungen auch noch einmal darüber reden, ob wir sog. Brennpunktschulen nicht wieder einen Einmalbetrag zusätzlich zur Verfügung stellen, wie er im städtischen Haushalt 2015 schon einmal auf Anregung der LINKEN drinstand. Schwarz-Grün schafften diesen Posten in ihrem ersten Haushalt nach einem Jahr wieder ab. Jetzt sieht es ja so aus, als ob diese Maßnahme hier doch eine Mehrheit finden könnte.

Neben den Entscheidungen der Kommune müssen die Entscheidungen des Landes zur Bildungspolitik wegweisend und zukunftsorientiert sein. Einer der Schlüssel für den Bildungserfolg ist die Klassengröße.

Wir freuen uns sehr über die Absichtserklärung von Frau Gebauer, die Klassengröße in Klassen des gemeinsamen Lernens abzusenken. Die Landesregierung will es ermöglichen, in Klassen des gemeinsamen Lernens nur noch 25 statt 27 Kinder aufzunehmen. Wir appellieren an Frau Gebauer der Absichtserklärung nun auch Taten folgen zulassen. Nun senden wir mit diesem gemeinsamen Antrag ein eindeutiges Zeichen, dass wir mindestens den Richtwert 25 in Köln umsetzen wollen, und gleichzeitig einen kleineren Wert verhandeln wollen.

Von der schwarz-gelben Landesregierung würden wir gerne ebenso klare Signale für einen besseren Schulsozialindex sehen. Die Ressourcen, die für zusätzliche Förderung verwendet werden, sind im Moment nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Daran ändern auch 60 Talentschulen nichts.

Im Schuljahr 2015/16 sind lediglich 916 Stellen (bei insgesamt 2.845 Grundschulen in ganz NRW) zur Verfügung gestellt worden. Die neue Landesregierung hat immerhin 600 zusätzliche Sozialpädagogenstellen geschaffen (für insgesamt knapp 2.800 Schulen). Gleichzeitig klagen Inklusionsschulen, an denen sich auch immer viele soziale Schwierigkeiten abbilden, darüber, dass Sonderpädagogen abgezogen werden, um kleine und kleinste Förderschulen am Leben zu erhalten.

Wenn uns tatsächlich mehr an Bildungsgerechtigkeit gelegen ist, dann müssen wir uns das auch etwas kosten lassen. Diese Investition in die Zukunft zahlt sich aber wieder hundertfach aus. Deswegen, meine Kollegen und Kolleginnen von CDU und FDP, nehmen Sie auch Einfluss auf Ihre Landespolitiker. Wir brauchen Schritte in die richtige Richtung, und diese müssen viel größer werden als bisher!