NOlympia in Köln!

Jörg Detjen

Rede in der Ratssitzung am 6.2.2020

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Anwesende,

vor wenigen Tagen, am 25. Januar, erschien in der FAZ ein großer kritischer Artikel zu Olympischen Spielen. Unter anderem über die Erfahrungen unserer Partnerstadt Rio de Janeiro, insbesondere die Entwicklung des Olympiaviertels schrieb der Autor:
Olympia gebar eine Geisterstadt. Die Guanabara-Bucht bleibt verschmutzt. … Der Chef des Organisationskomitees wurde 2017 verhaftet“ und inzwischen wegen Korruption zu 198 Jahren Haft verurteilt.

In diesem Sommer finden die Spiele in Tokio statt. Auch hier ein Desaster: Der Stadionneubau musste wegen dramatischer Kostenüberschreitungen komplett überarbeitet werden.

Die erfolgreiche Kampagne NOlympia Hamburg schreibt auf ihrer Internetseite zum Thema Nachhaltigkeit: „Olympische Spiele schaden jeder Stadt – eine auf Jahrzehnte festgelegte einseitige Politik zugunsten der Tourismus-, Bau- und Immobilienwirtschaft, Verlust von Arbeitsplätzen bzw. Verschlechterung von Arbeitsbedingungen, Umsatzeinbußen für kleine und mittlere Gewerbetreibende, Privatisierung und Überwachung von öffentlichen Raum, steigende Mieten.“ Das sind die Auswirkungen des Olympia-Spektakels.

Nachhaltigkeits-Kriterien des IOC sind Schall und Rauch. Eigentlich gibt es nur einen Lösungsweg: Man sollte Olympische und Paralympische Spiele möglichst an einem oder sehr wenigen Orten durchführen. Die antiken Spiele sind über 1000 Jahre so verfahren, bis das christlich geprägte Römische Reich 393 n. Chr. die Spiele beendete.

Aber meine Damen und Herren, an solchen spannenden Diskussionen scheint der Kölner Stadtrat nicht interessiert. Die Hamburger Olympia-Bewerbung, die ja zum Glück ins Wasser gefallen ist, hat 50 Mio. Euro gekostet. Die Stadt Hamburg ist auf den gesamten Kosten sitzen geblieben. Die zugesagten 25 Mio. aus der Wirtschaft wurden nicht mehr beglichen.

Es ist völlig unklar, wer die Kosten für die Rhein-Ruhr-Bewerbung zahlt.
Es bleibt ihr Geheimnis, was sie mit Olympischen Spiele in unserer Region verändern wollen. Es gibt von Ihnen keine strategischen Überlegungen und Diskussionen. Und wenn Sie ernsthaft meinen, bis 2032 den öffentlichen Nahverkehr zwischen Rhein und Ruhr so ausbauen zu können, dass wir die vielen Athleten und Zuschauer schnell von A nach B transportieren können, so sehen sie sich getäuscht. Das wird zeitlich nicht zu schaffen sein.

Frau Oberbürgermeisterin Reker,
Sie wollen sich mit einem Olympia-Beschluss für den OB-Wahlkampf schmücken, ohne überhaupt ansatzweise die städtischen Ressourcen geprüft zu haben. Ein abenteuerliches Unternehmen, auch auf Kosten der Kölner Steuerzahler. DIE LINKE will kein geplantes gigantisches Schuldenloch!

Sie schreiben in ihrer Beschlussvorlage:
Der Rat beauftragt die Verwaltung, sich strukturell auf die Unterstützung des Projektes vorzubereiten …“

Wenn es keine Vorgaben gibt, wie soll sich die Verwaltung vorbereiten?

DIE LINKE fordert über alle diese Probleme eine öffentliche Debatte und eine Einwohnerbefragung mit der Kommunalwahl am 13. September. Einen ähnlichen Vorschlag hatten wir ihnen bereits im April letzten Jahres gemacht. Wenn Sie jetzt sagen, das sei zu kurzfristig, ist das eine fade Ausrede.

Wer die Kölnerinnen und Kölner jetzt nicht vollständig einbezieht, macht einen großen Fehler. Dann kommt eben später ein Bürgerbegehren, ähnlich wie in Hamburg.

Deshalb ruft DIE LINKE der Kölner Stadtgesellschaft zu:

NOlympia in Köln!
Einwohnerinnen und Einwohner-Befragung am
13. September mit der Kommunalwahl