Zwei Stipendien für bedrohte Menschen sind ein Anfang

Rede von Sarah Niknamtavin zur Ratssitzung am 3. Februar

Wir freuen uns, dass wir heute Stipendien für Schutzaufenthalte beschließen werden. In Köln finden seit Langem bedrohte Aktivist*innen Schutz und eine zweite Heimat.

Prominente Beispiele sind Heinrich Böll, der in den 70er Jahren den sowjetische Menschenrechtler Alexander Solschenizyn in seinem Haus unterbrachte oder Günter Wallraff, der viele bedrohte Menschen aus der Türkei, Griechenland und anderen Ländern unterstützte und aufnahm. Es gibt aber auch viele nicht prominente Menschen, die bedrohte Menschen, die zu uns nach Deutschland flüchten, helfen. Das konnte man eindrucksvoll an der Willkommenskultur sehen.

Hier in Köln leben insbesondere viele Menschen aus der Türkei, die sich für Menschenrechte und Demokratie, gegen das Vergessen und Verdrängen von Unrecht einsetzen. Sie alle haben hier eine zweite Heimat gefunden.

Wir unterstützen auch alle Kölnerinnen und Kölner, die in ihre Ursprungsländer zurückreisen und dort Repressionen ausgesetzt sind. Und diese Arbeit wirkt! Das konnten wir erst letzte Woche sehen, als unsere ehemalige Ratskollegin Hamide Akbayir nach langer und intensiver Solidaritätsarbeit aus der Türkei ausreisen konnte. Deshalb ist es nur folgerichtig, wenn wir in Köln ein weiteres Angebot für verfolgte Menschen schaffen.

Zwei Stipendien für bedrohte Menschen sind ein Anfang. Wir werden schauen müssen, ob ein zeitlich begrenzter Aufenthalt dazu führt, dass diese Menschen auch wirklich sicher sind. Eine erzwungene Rückkehr in das Land, das ihnen keinen Schutz gewährt, darf sich nicht ereignen.

Bauen wir weiter an einer Welt, in der diese Stipendien überflüssig werden und Menschen freiwillig nach Köln kommen, weil sie hier leben wollen und nicht gezwungenermaßen, weil sie daheim nicht mehr sicher sind.