Wir sind bei den Beschäftigten von Ford mit Herz und Verstand
Rede von Jörg Detjen zur Ratssitzung am 27. Mai 2025
Es gab einen breiten Antrag auch von den Linken, den Ford-Standort in Köln zu stärken und die Belegschaft im Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu unterstützen.
Das sagte Jörg Detjen dazu.
Ich möchte mit zwei Zitaten beginnen:
31.12.2024, Hans Lawitzke, Sekretär des Europäischen Betriebsrates bei Ford, in einem Gastbeitrag in unserer Stadtratszeitung Platzjabbeck:
„Nachdem Tesla in 2019 ihr Werk in Shanghai aufbaute und entschied, ihre Technologie offen in die chinesische Wirtschaft einzubringen, haben die chinesischen Autobauer einen großen Sprung gemacht.“
15.5.2025, Serap Güler, Bundestagsabgeordnete, CDU-Kreisvorsitzende und Staatsministerin im Auswärtigen Amt, in einer Presseerklärung der CDU Köln:
„Die Grünen stellen sich heute scheinheilig an die Seite der Beschäftigten, vergessen dabei aber, dass sie es sind, die im Bund eine industriefeindliche Politik betrieben haben.“
Das sind zwei wiederstrebende Aussagen zur Lage von Ford:
> Hintergründe über Elon Musk, Chefberater des Zoll-Präsidenten Trump.
> Und: eine platte Unterstellung gegen einen politischen Konkurrenten.
Schuldzuweisungen bringen nichts, wenn uns globales Handeln in Köln in große Schwierigkeiten bringt.
Ich freue mich, dass es zu diesem Antrag der demokratischen Parteien in Absprache mit dem Betriebsrat, IG Metall und DGB gekommen ist. Als Rat der Stadt Köln können wir helfen, den Erhalt des Werkes zu fordern, aber nicht zusichern. Wir sind bei den Beschäftigten von Ford mit Herz und Verstand.
Von 1931 bis zum 90. Jahrestag 2021 wurden in Köln insgesamt 18 Millionen Fahrzeuge in den Ford-Werken gebaut. – Eine gigantische Zahl, die deutlich macht, welche durchdringende Wertschöpfungskette dieses Unternehmen in Köln hat.
In der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD steht, man wolle in Deutschland bis 2030 15 Mio. E-Autos produzieren. Pro Jahr wären das 3 Mio. E-Autos. Ford hat einen Anteil von 3,5 % der Autos in Deutschland. Das wären dann 105.000 Autos im Jahr. Die Kölner E-Produktionsstraße ist aber für 250.000 Autos ausgelegt.
Kanzler Merz' Koalitionsvertrag sagt: Deutschland solle „Leitmarkt für Elektromobilität“ werden und daran würden die „Fördermaßnahmen ausgerichtet“. Der Automobilstandort Köln braucht Fördermittel von Bund und Land, wenn wir für innovative Mobilität investieren wollen. Das müssen wir in den nächsten Wochen und Monaten tun. Entscheidend ist jedoch, dass die Verwaltung und der Stadtrat freiwerdende Fläche auf dem Ford-Gelände nur für industrielle Nutzung und moderne, innovative Mobilität freigeben.
Es ist jetzt noch zu früh, um konkret zu werden. Deshalb müssen wir strategisch agieren. Aber wir brauchen jetzt viele Akteure, die aktiv werden. In diesem Jahr brauchen wir eine Perspektive für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wenn der Koalitionsvertrag sagt „der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss dem Bedarf vorausgehen“ und „wir werden den Masterplan Ladeinfrastruktur zügigüberarbeiten … sowie einen Schwerpunkt auf kommunale Vernetzung der Lösungen legen“, dann muss die Bundesregierung auch klar sagen, welche Mittel sie den Kommunen dafür bereitstellen wird.
93,5 % der IG Metall Mitglieder bei Ford haben für Streik gestimmt. Das ist ein klares Zeichen gegen die Ford-Kapitalisten in den USA. Sie müssen von ihrem geplanten Gewinn von 7 bis 8,5 Mrd. Euro Mittel bereitstellen für die Forderungen des Betriebsrates nach einem Sozialplan.
Dieses tolle Abstimmungsergebnis sollte aber auch für den Rat der Stadt Köln ein Ansporn sein, den Ausbau der E-Mobilität voranzubringen und den Ford-Standort weiterzuentwickeln.
Wir, Die Linke, werden uns auch weiter einbringen!
Der Antrag wurde einstimmig verabschiedet.