Wie versiegelt ist die Stadt?

HP Fischer

Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen auf unser Leben.

Zum einen ist da der Wasserhaushalt:

  • Regenwasser kann nicht versickern und die  Grundwasservorräte auffüllen,
  • Das Risiko, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation die abfließenden Wassermassen nicht fassen kann und es somit zu örtlichen Überschwemmungen kommt.

Auch das Kleinklima wird negativ beeinflusst:

  • Versiegelte Böden können kein Wasser verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Kühlung der Luft beitragen.
  • Im Gegenteil hitzen sich versiegelte Flächen meistens auf und geben diese Wärme auch in der Nacht, der eigentlichen Abkühlphase wieder ab.
  • Hinzu kommt, dass sie als Standort für Pflanzen ungeeignet sind, welche somit als Wasserverdunster und als Schattenspender ausfallen.

Ressource fruchtbarer Boden wird vernichtet

  • Die natürliche Bodenfruchtbarkeit wird durch eine Versiegelung der Böden massiv und nachhaltig beeinträchtigt. Wenn der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgeschlossen ist, geht die Bodenfauna zugrunde, welche wiederum wichtige Funktionen für den Erhalt und die Neubildung von fruchtbaren Böden erfüllt. 

Das sind einige Gedanken, die sich der AK Umwelt machte. Wenn man etwas gegen die Versiegelung und für die Entsiegelung tun will, wäre es aber nötig vorab zu erfahren, wie versiegelt unsere Stadt bereits ist. Darum stellten wir im Fachausschuss der Stadt Köln einige entsprechende Anfragen.

Die Antworten waren erhellend und erschreckend zugleich.

So dürfen wir erfahren, dass Versiegelung nicht gleich Versiegelung ist. Bei vielen Untersuchungen wird sich auf die Definition eines gewissen R. Böcker aus dem Jahr 1985 bezogen. Dort heißt es über Versiegelung, dass „offener Boden sehr stark verdichtet und mit impermeablen Substanzen  wie Teer, Beton oder Gebäuden bedeckt“ ist. Das Umweltbundesamt definiert Bodenversiegelung etwas schärfer als eine wasser-  und  luftdichte Abdeckung des Bodens. 

Unter diese Definition fallen dann außer Gebäude, Asphalt, Beton und

Pflastersteinen auch wassergebundenen Decken (Splitter, Schotter, ...), wie wir sie von den Wegen in Grünflächen oder am so genannten Rheinboulevard in Deutz kennen.

Das Grünflächenamt machte uns auch darauf aufmerksam, dass neben diesen Formen der Oberflächenversiegelung auch Formen der Unterflurversiegelung,  z.B.  durch  Tiefgaragen und U-Bahnen,  relevant seien. Vielen Dank für den Hinweis.

Wir sind nicht die Einzigen, die Fragen zur Versiegelung unserer Stadt stellen. Tatsächlich war das auch Bestandteil einer Abschlussarbeit am Geographischen  Institut  der Universität  zu  Köln,  die im Amt für  Stadtentwicklung  und  Statistik betreut  wurde. 

Basierend auf dieser Studie ergeben sich für  das gesamte Stadtgebiet folgende  Werte:

Klasse

Fläche

Versiegelt

~ 13.900 ha

~ 34 %

Unversiegelt

~ 24.600 ha

~ 61 %

Gewässer

~ 1.900 ha

~ 5 %

Anmerkung: Die Tabelle in der städtischen Antwort hat „versiegelt“ und „unversiegelt“ vertauscht.

Unsere Tabelle deckt sich weitgehend mit den Ergebnissen einer Studie der VdS Schadenverhütung GmbH von 2018. Versiegelungsstudie  Deren Studie basiert auf Daten zur Bodenversiegelung und Flächennutzung aus dem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Union. Hier belegt Köln mit ebenfalls  ca. 34 % versiegelte  Fläche Platz  19 im Vergleich der 50 einwohnerstärksten Städte.

Sehr interessant an der Antwort ist die ausführliche Ranking-Tabelle der Kölner Stadtteile.

Die wir hier wiedergeben:

Stadtteil

Fläche

(ha)

Versiegelte

Fläche (ha)

Versiegelte

Fläche (% )

Libur

638

47

7,4

Roggendorf/Thenhoven

1.376

106

7,7

Langel

533

57

10,8

Dünnwald

1.084

141

13,0

Blumenberg

322

42

13,2

Eil

1.625

231

14,2

Elsdorf

177

27

15,3

Fühlingen                 

486

78

16,0

Rath/Heumar

1.291

208

16,1

Meschenich

472

76

16,1

Weiß

416

68

16,3

Esch/Auweiler

761

126

16,6

Zündorf

812

138

17,0

Brück

750

137

18,3

Volkhoven/Weiler

435

86

19,7

Raderthal

321

76

23,6

Stammheim

374

90

24,0

Dellbrück

995

261

26,2

Westhoven

421

111

26,3

Merkenich

1.220

326

26,7

Flittard

774

213

27,5

Widdersdorf

560

158

28,2

Immendorf

520

148

28,4

Rodenkirchen

786

227

28,9

Rondorf

820

250

30,5

Longerich

614

197

32,0

Bocklemünd/Mengenich

493

166

33,7

Worringen

1.173

396

33,8

Ostheim

374

131

35,0

Weidenpesch

391

137

35,1

Lindenthal

773

273

35,4

Marienburg

305

109

35,8

Müngersdorf

510

187

36,6

Sürth

342

126

37,0

Höhenhaus

507

190

37,5

Klettenberg

180

69

38,3

Merheim

380

146

38,4

Lövenich

369

144

38,9

Junkersdorf

738

292

39,6

Höhenberg

219

88

39,9

Seeberg

178

71

39,9

Sülz

517

211

40,8

Wahnheide

288

119

41,2

Poll

517

215

41,7

Grengel

1.066

447

42,0

Zollstock

503

214

42,5

Lind

224

96

42,7

Pesch

283

122

42,9

Lindweiler

116

50

43,4

Chorweiler

192

83

43,5

Vogelsang

365

160

43,8

Humboldt/Gremberg

282

124

43,9

Ossendorf

681

301

44,2

Buchheim

285

126

44,2

Weiden

365

163

44,7

Hahnwald

299

135

45,0

Ensen

162

74

45,6

Urbach

229

105

45,8

Gremberghoven

600

275

45,8

Riehl

239

111

46,3

Holweide

411

195

47,4

Neubrück

110

53

48,0

Heimersdorf

175

84

48,4

Wahn

226

110

48,6

Niehl

1.206

623

51,7

Vingst

112

60

53,7

Deutz

524

287

54,7

Porz

312

171

54,9

Finkenberg

64

35

55,2

Buchforst

83

47

57,0

Godorf

459

267

58,2

Bilderstöckchen

376

220

58,5

Neustadt/Nord

349

206

59,2

Mülheim

707

428

60,6

Bayenthal

128

79

61,6

Mauenheim

49

30

62,2

Nippes

300

187

62,5

Neuehrenfeld

255

161

63,1

Neustadt/Süd

282

182

64,3

Bickendorf

232

158

68,3

Braunsfeld

168

120

71,4

Altstadt/Süd

236

173

73,3

Kalk

297

224

75,6

Raderberg

84

65

78,0

Altstadt/Nord

246

197

80,3

Ehrenfeld

372

302

81,3

 

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Was uns in Anbetracht dieser teilweise extrem hohen Versiegelung aber sehr umtreibt, ist die Tatsache, dass es in Köln weder eine systematische  Erfassung  von  zu  entsiegelnden  Flächen  (z.B.  Entsiegelungskataster) und noch eine zentrale  Zuständigkeit hierfür gibt. Das muss sich dringend ändern und wird uns Arbeitsauftrag für die Zukunft sein.

Schließlich  ist Bodenversiegelung  nur schwer und mit hohen Kosten wieder zu beseitigen. Im Anschluss an eine Entsiegelung bleibt  die natürliche Struktur des Bodens dauerhaft gestört. Häufig bleiben Reste von Fremdstoffen (wie Beton- oder Asphaltbrocken, Kunststoffsplitter oder diverse Schadstoffe) im Boden zurück. Eine neue Bodenfauna bildet sich nur über längere Zeiträume, so dass auch die natürliche  Bodenfruchtbarkeit verzögert und oft nicht in der vorherigen Qualität wieder herstellbar ist.

Wichtig ist es also:

  1. So wenig versiegeln wie möglich.
  2. So viel entsiegeln wie möglich.

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