Unisex-Toiletten an Schulen sollten Normalität sein

Rede von Uschi Röhrig in der Ratssitzung am 3. Februar 2022

Die Gesellschaft verändert sich und das ist auch gut so. Als ich jung war, waren transgender-Menschen nicht sichtbar. Wer anders war als die Mehrheit, hatte Glück, wenn er oder sie geduldet wurde. Meistens hatten Kinder und Jugendliche, die darunter fielen, nichts zu lachen.

Das ändert sich gerade in immer mehr Feldern, und das unterstützen wir. Wir wollen keine Ausgrenzung. Jeder soll so sein können, wie er oder sie nun mal ist.

Das fängt für transgender-Kinder und Jugendliche zwar nicht erst in der Schule an. Aber die Schule ist ein wichtiger Ort. Hier verbringen sie mindestens zehn Jahre ihres jungen Lebens.

Unisex-Toiletten sind deswegen ganz wichtig, um allen zu zeigen, dass es normal ist, weder männlich noch weiblich zu sein. Kinder und Jugendliche sehen diese Toiletten von Anbeginn ihrer Schulzeit an. Sie wachsen dadurch mit dem Wissen auf, dass es Geschlechter jenseits von Männern und Frauen gibt.

Vielleicht ist das das entscheidende Erlebnis für sie. Vielleicht fängt ihr Weg, sich über ihr wahres Geschlecht bewusst zu werden, hier an. Vielleicht lernen sie hier, das auch selbstbewusst gegenüber ihrer Umwelt zu vertreten.

Wir halten das Anrecht auf eine entsprechende Toilette für ein unveräußerliches Recht der Betroffenen. Deswegen wollen wir das nicht von einem Schulkonferenzbeschluss abhängig machen. Nach welchen Kriterien soll auch ein solcher Beschluss gefasst werden? Wir wollen nicht, das Dritte darüber entscheiden, ob eine solche Toilette für die betroffenen Kinder und Jugendliche notwendig ist oder nicht.

Wir wollen uns auch nicht mit einer Alibi-Unisex-Toilette zufrieden geben, die sich irgendwo im großen Schulgebäude befindet. Sie muss von allen Klassenräumen in einer realistischen Zeit zu erreichen sein genauso wie geschlechtergetrennte Toiletten. In einer kleinen Grundschule kann eine einzelne Toilette ausreichen, in einer großen Gesamtschule ist das sicher nicht der Fall.

Deswegen bitten wir Sie, unseren Änderungsantrag zu unterstützen.

Ein Wort noch an die FDP: Das Thema kommt aus der Stadtarbeitsgemeinschaft-Lesben, Schwule, Transgender. Auch wir haben das Anliegen bei uns diskutiert und wollten einen gemeinsamen Antrag dazu anstoßen. Wir finden es schade, dass sie das jetzt auf ihre parteipolitische Kappe nehmen. Ein gemeinsamer Antrag aller demokratischen Kräfte hätte der Rat sicher hinbekommen. Das wäre angemessener gewesen.