Unendliche Geschichte um Toiletten auf dem Wiener Platz

Beate Hane-Knoll

Am 7.12.2020 beschloss die Bezirksvertretung Mülheim den Bau und Betrieb von öffentlichen Toiletten und als Sofortmaßnahme einen Toilettenwagen. Letzterer wurde nie aufgestellt. Stattdessen wurden Sternurinale angeboten, die von Frauen aber nicht genutzt werden können. Es war die Zeit von Corona. Das Bezirksrathaus war für die Öffentlichkeit geschlossen und damit auch der Zugang zu den dortigen WC‘s. Es gingen Beschwerden ein, weil der Mülheimer Stadtgarten durch die Bedürfnisse notleidender Menschen immer stärker verunreinigt wurde.

Der Wiener Platz als zentraler Platz Mülheims, der täglich von ca.70.000 Menschen begangen wird, benötigte dringend eine Lösung. Die Linke, Grüne, Die Partei und Initiativen Mülheims luden daher im März 2021 zu einer Kundgebung ein, um auf die skandalöse Situation hinzuweisen. Zwei Monate später durften die Toiletten-Container von Zochs‘ Biergarten mitbenutzt werden. Danach dauerte es noch fast vier Jahre, bis nun endlich eine öffentliche Toilettenanlage zur Verfügung steht.

Diese wird aber zu Recht kritisiert. Die Türen der zwei Toiletten weisen oben und unten Aussparungen aus. Sie bieten Einblicke, wenn man direkt davor steht oder aber aus einer höheren Etage der umliegenden Häuser in Richtung der Toiletten schaut.

Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung versicherte, dass sich schon um Abhilfe gekümmert wird. Des Weiteren gab sie eine Erklärung für die lange Zeit bis zur Umsetzung der Toilettenanlage an. Der Grund sei eine nicht eingezeichnete Gasleitung gewesen, weshalb die Toilettenanlage viereinhalb Meter verlagert werden musste. Wann dies bemerkt wurde, verriet sie nicht und niemand traute sich danach zu fragen. Es wäre wahrscheinlich zu peinlich gewesen.

Die „unendliche Geschichte“ dauert also noch an und Toilettengänge sind vorerst den besonders Mutigen vorbehalten.