Rede von Jörg Detjen auf der CHP-Kundgebung in Köln
Auf der Kundgebung gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu sprach auch unser Ratsmitglied Jörg Detjen. Hier seine Rede.
liebe Freundinnen und Freunde,
als Mitglied des Rates der Stadt Köln bedanke ich mich für die Gelegenheit, zu Euch sprechen zu dürfen. Ich heiße Euch in unserer schönen Domstadt herzlich willkommen. Besonders diejenigen, die von auswärts gekommen sind.
Alle demokratischen Parteien im Rat der Stadt Köln haben am Mittwoch eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Auch Frau Oberbürgermeisterin Reker steht an der Seite ihres Bürgermeisterkollegen Imamoglu:
„Köln steht solidarisch hinter dem freigewählten Oberhaupt
seiner Partnerstadt Istanbul!“
Wir Kölnerinnen und Kölner sind stolz auf unsere Partnerstadt Istanbul.
Ja, wir wissen, dass die Hagia Sophia in Istanbul viel älter ist als unser Kölner Dom und vielleicht auch viel schöner. Als Mitglied des Städtepartnerschafts-vereins Köln-Istanbul konnte ich mir vor dem Umbau zur Moschee ein Bild machen.
Und wenn man weiß, dass 1997 der damalige Oberbürgermeister Erdogan den Städtepartnerschaftsvertrag mit Köln unterschrieben hat, dann weiß man, wie erbärmlich und autoritär Präsident Erdogan heute Politik macht.
Erdogan war ein Autokrat und ist jetzt ein Tyrann mit faschistischen Zügen.
Erdogan versucht nun, die Zusammenarbeit zwischen der CHP und der DEM zu diskreditieren. In Demokratien ist es normal, dass Oppositionsparteien zusammenarbeiten. Bei Wahlen ist es normal, dass sich Parteien absprechen. Das ist in Frankreich und Großbritannien so, das ist in ganz Europa normal. War das nicht auch in der Türkei so? Hat nicht die AKP immer wieder mit faschistischen Kleinparteien kollaboriert und z. B. die 10 %-Hürde abgeschafft, damit die MHP in die Nationalversammlung einziehen konnte?
Also: Die Zusammenarbeit von CHP und DEM kann Erdogans Niederlage herbeiführen. Ein Grund mehr, diese Zusammenarbeit zu verbessern und zu intensivieren!
In den letzten Tagen sind bereits Zehntausende auf die Straße gegangen und ich hoffe mit Euch, dass am Sonntag Hunderttausende in Istanbul, Ankara, Izmir, Diyarbakir und vielen anderen Städten der Türkei protestieren werden.
Zerschlägt Erdogan die letzten demokratischen Strukturen in der Türkei? Ist das nicht alles widersprüchlich? Will er überhaupt den Konflikt mit den Kurden lösen, wenn er gleichzeitig die CHP angreift und Ekrem Imamoglu verhaftet? – „Wir befinden uns im Angesicht einer großen Tyrannei“ sagte Imamoglu kurz vor seiner Verhaftung! – Wie Recht er hat!
Der Tyrann Erdogan bereitet einen großen Krieg vor und hofft auf die Zusammenarbeit mit Trump. Er will noch mehr Land in Syrien gewinnen und seine Armee Stück für Stück vorantreiben. Dazu ist Erdogan längst jedes Mittel recht und deshalb arbeitet er auch mit Dschihadisten zusammen.
Alevitische Verbände in Deutschland sprechen von Völkermord in Syrien und geben Erdogan und dem Emir von Katar eine „Mitschuld“.
Die EU und die NATO lassen Erdogan gewähren. Das müssen wir immer wieder kritisieren. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen!
Diese Politik schadet Europa und ist Demütigung und Unterdrückung für die Menschen in der Türkei. Die Lira schießt wieder durch die Decke.
Die Menschen haben noch weniger Geld und können sich noch weniger kaufen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
wir müssen gemeinsam gegen Erdogans Putsch kämpfen!
Wir brauchen demokratische Wahlen in der Türkei mit dem Präsidentschaftskandidaten Ekrem Imamiglu!
Und wir brauchen selbstbewusste Türken, Kurden, Aleviten, Zaza, Assyrer, Armenier, Araber, Griechen, Juden, Roma.
Wir brauchen Euch auch hier in Deutschland! Ihr gehört zu uns!