Ratsbündnis drückt sich erneut vor Entscheidung zur Gesamtschule Neubrück

Heiner Kockerbeck

Zum zweiten Mal nach 2022 hat die Verwaltung eine Vorlage erstellt, die schlüssig begründet, warum die Hauptschule in Neubrück geschlossen werden kann, um dort eine Gesamtschule zu gründen.

In der Debatte wurden gegen die Gesamtschule überaus schwache Gründe ins Feld geführt, die bei anderen neuen Schulen so nicht gelten. Grüne, CDU und FDP sagen, die Verkehrsanbindung sei für Neubrück zu schlecht, um dort eine Gesamtschule anzusiedeln. Nach den Schulanmeldungen 2024 gibt es aber aus Neubrück 98 Kinder, die den Stadtteil für den Besuch der weiterführenden Schule verlassen müssen, meist mit dem öffentlichen Nahverkehr. Den 98 Kindern wird also zugetraut, dass sie meist mit "Öffis" nach Holweide, Dellbrück, Höhenberg, Brück oder bis in die Innenstadt nach Sülz und Ehrenfeld zu ihrer neuen Schule zu fahren. Aber in umgekehrter Richtung nach Neubrück in die Gesamtschule sollten unüberwindliche Problem mit der Verkehrsanbindung bestehen? Das ist wohl ein schlechter Witz!

Es gibt großen Bedarf an einer Gesamtschule in Neubrück. Aus Neubrück und den benachbarten Stadtteilen Merheim, Ostheim, Brück werden ab Herbst über 100 Kinder verschiedene Gesamtschulen besuchen - allein aus Neubrück 32 Kinder. Die Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg ist überlastet. Die meisten Kids gehen deshalb an Schulen im Bezirk Mülheim. Die Folge: In den Bezirken Kalk und Mülheim fehlen in diesem Jahr 322 Plätze an Gesamtschulen! Dort abgelehnt, müssen die Kinder notgedrungen auf Schulen des dreigliedrigen Systems ausweichen. Auch um die Gesamtschulen im Bezirk Mülheim zu entlasten, ist eine Gesamtschule in Neubrück dringend nötig.

Die Menschen im Rechtsrheinischen sind in den letzten Monaten längst für eine Gesamtschule mobilisiert. Über 2400 Menschen haben die Forderung des Bürgervereins Neubrück unterschrieben. Der alternative Ehrenbürger der Stadt, Pfarrer Meurer hat sich öffentlichkeitswirksam für die Gesamtschule positioniert. Als Die Linke auf den Märkte der Schäl Sick Untrschriften gesammelt hat, haben die Menschen in Massen unterschrieben. Diese Stimmen dürfen wir nicht ignorieren! Politik im Rat wird nicht nur für die Innenstadt und linksrheinische gutbürgerliche Stadtteile gemacht.

Seit mehreren Jahren arbeiten Schul- und Bauverwaltung im Rahmen der "Stärkungspakete" daran, dass im Jahr 2025 zwei Gesamtschulen im Stadtbezirk Kalk starten. Denn diese beiden werden dort dringend gebraucht.

Aber kürzlich musste die Verwaltung bekanntgeben: Für 2025 wird es nur mit einer von den beiden klappen. Die eine muss dazu auch noch in Deutz, im Gebäude des neuen Gymnasiums, provisorisch starten. Die zweite geplante Gesamtschule könne dann frühestens 2033 ihre Tore öffnen. In dieser Notlage ist es wenigstens konsequent, wenn die Verwaltung sagt: Wir gründen die zweite Gesamtschule für den Bezirk Kalk jetzt in Neubrück.

Wer im Ratsbündnis den Anspruch hat, wirklich viele Schulplätze an Gesamtschulen und für die Inklusion zu schaffen - wie immer beteuert wird -, müsste doch auch sehen: Eine Gesamtschule am Helene-Weber-Platz in Neubrück schafft Schulplätze für 108 Kinder je Jahrgang gegenüber 72 an der Hauptschule. Und auf diese 72 Plätze gab es 2024 wieder einmal nur 19 Anmeldungen.
Bei aller guten Arbeit der Kollegiums an der Hauptschule: Wenn die Anmeldungen unter 18 fallen, muss die Stadt Köln die Schule aus gesetzlichen Gründen schließen. Die Devise von Grünen, CDU und FDP heißt aber offenbar: Probleme im Schulsystem Kölns auszusitzen. Zum zweiten Mal wird die Entscheidung um ein Jahr nach hinten geschoben, um dann 2025 noch einmal die Lage neu zu diskutieren.

Die Devise von Grünen, CDU und FDP heißt aber offenbar: Probleme im Schulsystem Kölns auszusitzen. Langjährige deutliche Veränderungen im Wahlverhalten der Eltern werden ignoriert. In diesem Jahr wählten wieder nur 3 % der Eltern und Kinder in Köln eine Hauptschule. Insgesamt wurden an Hauptschulen und Realschulen zusammen 1.160 Plätze von Februar bis Mai nicht besetzt. Das ist eine unglaubliche Zahl: 1.160 Schulplätze, während an Gesamtschulen und Gymnasien Kinder abgelehnt werden. Das ist eine unverantwortliche Verschwendung an städtischen Ressourcen. Und es zeigt: Das dreigliedrige Schulsystem ist in einer Krise. Haupt- und Realschulen verlieren an Boden.

Das im Rat regierende Bündnis von Grünen und CDU und Volt ist damit erneut entscheidungsunfähig. Es bewirkt Stillstand statt nötiger Veränderung. Allerdings macht nun Volt da nicht mehr mit. Es hat ebenfalls gegen den Verzögerungs- bzw. Verhinderungsantrag von Grünen, CDU und FDP gestimmt. Leider haben die Stimmen der Linken, SPD, volt, Die FRAKTION und des Einzelmandatsträgers Thor Zimmermann nicht gereicht, um den Gesamtschulstillstand in Neubrück zu beenden.