Nicht jede Krise darf dazu führen, dass Entwicklungen in Frage gestellt werden.
In der Stadt Köln bangen die Mitarbeitenden der Ford-Werke um ihre Zukunft. Der Konzern schickt die Belegschaft in Kurzarbeit. Güldane Tokyürek, Fraktionssprecherin der Linken im Stadtrat Köln, erklärt sich in ihrer Rede mit ihnen solidarisch.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,
sehr geehrte Anwesende, geehrte FDP-Fraktion,
wir als Linke reden immer gerne mit den Beschäftigten und nicht über sie. Sie haben sich noch nicht mal die Mühe gemacht, vor der Abfassung der Aktuellen Stunde mit dem Betriebsratsvorsitzenden von Ford zu sprechen.
Die Produktionsschiene von Ford mit zwei großen Elektroautos steht. Die kann man nicht von heute auf morgen ändern. Schon längst nicht der Kölner Stadtrat und nicht mal der Vorstand von Ford-Euro.
Eine Umstellung auf Verbrenner, was die FDP immer propagiert, ist auch nicht möglich und wollen auch die Mitarbeiter nicht.
Warum hat ihr Finanzminister Lindner die Brocken hingeschmissen, statt mit SPD und Grünen das E-Autoproblem anzugehen.
Meinen sie, dass sie mit so einer populistischen Aktuellen Stunde, - wir reden von Kurzarbeit - und nicht von Betriebsschließung im Bundestagswahlkampf punkten können.
Wenn in ihrer Begründung dann auch noch die Verkehrswende als ein Grund für die aktuelle Situation von Ford unterstellt wird, ist hier Widerspruch angezeigt. Der Ex-Ford Chef Gunnar Herrmann hat in einem Interview im Sommer die Situation vielmehr so beschrieben: Der Markt ist generell rückläufig - egal ob Verbrenner oder E-Autos. Kund:innen suchen nach Alternativen der Fortbewegung die für sie finanzierbar sind. Das führt auch dazu, dass sich der Markt neu sortiert. Allerdings bedeutet das nicht, dass
Wir Linke stehen seit vielen Jahren immer wieder an der Seite der Beschäftigten und arbeiten seit vielen Jahren eng mit dem Betriebsrat zusammen. Deshalb haben wir oft mit ihnen gesprochen, erst gestern wieder.
Der Kölner Stadt-Anzeiger hat es auf den Punkt gebracht:
„Der erste Fiesta 1976 kostete unter 9.000 Mark. Die letzten Modelle 2023 waren mit Preisen zwischen 15.000 und 20.000 Euro immer noch vergleichsweise preiswert.
Der Ford Explorer Elektro startet bei einem Preis von 45.000 Euro.
Der Capri bewegt sich in ähnlichen Preisgefilden.“
Dazu kommt, dass Ford auf einen VW-Unterbau aufsetzt. Dennoch ist ein Rückzug aus der E-Mobilität nicht der richtige Weg. So der Betriebsrat, die IG Metall und der Aufsichtsratsvorsitzende Ford.
Der Einfluss des Stadtrates auf den Ford-Konzern ist zu vernachlässigen.
Die Kolleginnen und Kollegen von Ford haben da schon andere Möglichkeiten. Deshalb sollten wir sie ggf. Protesten unterstützen und vor Ort sein.
Als Stadtrat sollten wir uns Gedanken über die Wertschöpfungskette machen, die dieses Unternehmen auslöst und über Jahrzehnte bedient. Die wird sich jetzt deutlich verändern. Und das müssen wir Politikerinnen und Politiker aber auch der Stadtvorstand durchschauen.
Das sind nicht nur die Zulieferer, sondern zahlreiche Unternehmen, die an dem Know-howdes Unternehmens mitwirken. Dann die Zahlungskraft und das Einkommen der Beschäftigten, das auch in die Region wirkt. Sicherlich sind wir uns einig darüber, dass die Produktion weiterhin hier in Köln stattfindet.
Was uns der Betriebsrat zugerufen hat sei an dieser Stelle noch erwähnt: Die Industrie braucht jetzt jedwede Unterstützung und die richtigen Rahmenbedingungen, aber keine Zick-zack-Kurs in der Regulierung.
Wir können der Kölner Bundesanstalt für Arbeit, insbesondere Herrn Klapper, sehr dankbar sein, dass die BA sich mit diesem Problem seit Jahren intensiv befasst.
Mit einer aktuellen Stunde werden wir das Problem nicht lösen, sondern nur, wenn wir parteiübergreifend agieren und langfristige Lösungen entwickeln. Liebe Kolleg:innen die Automobilindustrie ist eine „Schlüsselindustrie“ auch hier in Köln. Nicht jede Krise darf dazu führen, dass Entwicklungen in Frage gestellt werden. Wichtig sind Standortssicherung und Stabilität verbunden mit strategischen Investitionen.