Solidarität mit Demirtas

Rede von Jörg Detjen auf der Veranstaltung "Free Demirtas now" in der Kölner Volksbühne

Liebe Freundinnen und Freunde,

im Dezember waren wir mit einer kleinen Delegation bei der Eröffnung der Prozesse gegen die Akademiker für den Frieden in Istanbul und haben unseren Freund Sharo Garip unterstützt, den wir dann zwei Wochen später frei bekamen. Wir haben Gespräche geführt mit den Gewerkschaften, der Ärztekammer und mit der HDP. Ich war doch sehr überrascht über die Breite des Widerstandes und vor allem über die innere Ruhe, die gefestigte Stärke und die Willenskraft. Obwohl es ja alleine über 20.000 politische Gefangene gibt, die man der HDP zurechnen kann.

12.000 Mitglieder hat die HDP in unserer Städtepartnerstadt Istanbul.

Wir konnten mit der Istanbuler HDP sprechen, nicht mit der Vorsitzenden und dem Vorsitzenden, die sitzen im Gefängnis, aber mit deren Stellvertretern.

Die Verantwortung war unseren Gesprächspartner anzufühlen, als sie uns erläuterten, dass Frieden und Demokratie im Mittelpunkt der prokurdischen HDP steht, und nicht alleine kurdische Interessen.

Dabei ist für die HDP sehr wichtig, sich nicht provozieren zu lassen.
Ein Bürgerkrieg zu verhindern ist auch deren Ziel.

Als Kommunalpolitiker bin ich natürlich immer interessiert an den konkreten Lebensbedingungen der Menschen vor Ort. Und als ich dann wieder in Köln war, erschien am 30. Dezember ein Interview mit dem Selahattin Demirtaş
in der Bildzeitung, in dem er einen Bogen schlug vom Freiheitskampf zur Kommunalpolitik.

Ich zitiere:

„Und es sollte ein Modell der kommunalen Verwaltung ins Leben gerufen
werden, damit sich die Bürger tatkräftig an der Verwaltung beteiligen können. Während all das verwirklicht wird, sollte dafür gesorgt werden, dass über
Verhandlungen die PKK und Herr Öcalan an dem Prozess beteiligt werden, und dass das Gewaltproblem endgültig gelöst wird. Um das alles zu verwirklichen, sind eine enorme politische Willenskraft und eine wirksame Unterstützung der Öffentlichkeit notwendig.“

Mit dieser Aussage bezieht sich Selahattin Demirtaş auf den Vorschlag für
einen Demokratischen Konföderalismus für Staaten, in denen Kurden leben.
M.E. einer der wenigen demokratischen und friedlichen Vorschläge für den Nahen Osten, die überhaupt nicht in das Konzept des türkischen „Sultan-Regime“ passen.

In Istanbul gibt es ein Bündnis für Demokratie, wo alle Kräfte die beim Verfassungsreferendum mit „Nein“ gestimmt haben vertreten sind. Eine unmittelbare Zusammenarbeit mit der ziemlich rechten sozialdemokratischen Partei CHP gibt es nicht.

Auf die Frage einer Zusammenarbeit von HDP und CHP antwortete
Selahattin Demirtaş im letzten Jahr klug und zielgerichtet:

„Die CHP und HDP haben gegenseitige Kritikpunkte. Aber in dieser Zeit muss die Kritik zurückgestellt werden … Vor allem müssen wir konsequent sein und gemeinsam den Kampf um Demokratie stärken, ohne der Resignation einen Platz zu bieten.“

Ich möchte mit einem Zitat von Selahattin Demirtaş enden,
das für ihn so typisch ist.

Auf die Frage der Bildzeitung, wie es mit seiner Gesundheit und Stimmung steht, antwortet er:

„Ich fühle mich hier wie ein Pfleger von Selahattin Demirtaş.
Ich pflege ihn gut und versuche ihn bei guter Stimmung zu halten.“

Ich wünsche Selahattin Demirtaş und der HDP viel Erfolg und Stärke!
Wählt Frieden und Freiheit. Deshalb HDP!