Linkes Kino Köln hatte Premiere im Filmhaus mit „Je suis Karl“

Renate Alves
AKKKM - Arbeitskreis Kunst, Kultur, MedienKino

Die Arbeitsgruppe Linkes Kino Köln präsentierte am 28. April 2022 den Film „Jesuis Karl“ von Christian Schwochow in Zusammenarbeit mit dem Filmhaus und lud zur anschließenden Diskussion zum Thema des Films ein.

Unsere Arbeitsgruppe zeigt mehrmals im Jahr Filme unter dem Logo Linkes Kino und diskutiert sie im Anschluss an die Vorführung mit Fachleuten. Mal geht es um die Inhalte der Filme, mal um die Arbeit der Schauspieler*innen, Produzent*innen oder der vielen anderen, die an Dreharbeiten und Postproduktion beteiligt sind. Danach suchen wir auch die Filme aus, mal ist mehr das Thema im Vordergrund, mal das Genre oder die Machart das entscheidende Kriterium. Im Sommer wird sich die Arbeitsgruppe einmal länger mit dem Besonderen des Linken Kinos auseinandersetzen.

„Je suis Karl“ aus dem Jahre 2021 zeigt wie eine junge Frau, deren Familie Opfer eines Terroranschlags in Berlin geworden ist, sich in den Anführer einer europaweiten Revolution verliebt. Maxi, eine selbstbewusste junge Frau, will sich loslösen von den Eltern und auf eigenen Beinen stehen. Hat sich ihr Abnabeln ganz anders vorgestellt, wird wütend und stellt Fragen. Und hat zum ersten Mal in ihrem Leben Angst. Karl fängt Maxi auf und bietet Antworten. Resolut, blitzgescheit und verführerisch verfolgt er seinen eigenen Plan. Als Teil einer Bewegung. Heute in Berlin. Morgen in Prag. Bald in Straßburg – in ganz Europa.

In der sehr angeregten Diskussion mit Richard Gebhardt, Politikwissenschaftler und langjähriger Referent in der Erwachsenenbildung zu den Themen extreme und populistische Rechte, und Tim Ackermann, Referent im DGB Bildungswerk NRW e.V. zu den Themen Neue Rechte und Identitäre Bewegungen, ging es um die Frage, ob die Neue Rechte tatsächlich so modern, divers und europäisch agiert, wie im Film dargestellt oder ob der Film sie nicht eher so zeigt, wie sie sich selber gerne sehen würden. Dass Maxi rein durch die Anziehung zu Karl zu einer Symbolfigur der Bewegung wird, stieß allgemein auf Ablehnung, hier fehlte den gezeigten Figuren eine wirklich nachvollziehbare Entwicklung.

Die sehr guten darstellerischen Leistungen, der ausgezeichnete Einsatz von Sounds und Lyrics und der Spannungsbogen waren allerdings aus Sicht der meisten Teilnehmer nicht ausreichend genug, um der Thematik gerecht zu werden. Für eine spannende Diskussion war der Film allemal sehr gut. Ein guter Anfang für die Arbeitsgruppe.

Die Reihe wird fortgesetzt am 23. Juni 2022 mit dem Film „Auf Anfang“ von Georg Nonnenmacher, der selber anwesend sein wird.