Kölner Gleichstellungsaktionsplan umsetzen - Angsträume beseitigen!

Güldane Tokyürek

Rede zur Ratssitzung am 3. Mai 2018 von Güldane Tokyürek

Wir reden heute nicht über einen sicherheitspolitischen Antrag. Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen, ist sehr gering. Angsträume sind keine Kriminalitätsschwerpunkte. Aber sie mindern die Lebensqualität und erschweren den Alltag. Denn viele Menschen meiden nachts schlecht beleuchtete Wege oder fahren tagsüber lieber einen Umweg statt die einsame, uneinsichtige Fahrradstrecke. Das führt zu einem subjektiven Gefühl der Unsicherheit und dazu, dass diese Menschen längere Wege in Kauf nehmen oder bestimmte Aktivitäten gleich ganz vermeiden.

Hier sind gerade Frauen häufiger betroffen, aber auch alte oder gehbehinderte Menschen. Deswegen steht im Kölner Gleichstellungsaktionsplan folgerichtig die Maßnahme: Die Beleuchtung bzw. Beseitigung von Angsträumen wird sukzessiv optimiert. Das, denken wir, ist die Stadt ihren Einwohnern und Einwohnerinnen schuldig, um ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Der Aktionsplan wird nun im 3. Jahr umgesetzt, wir haben somit Halbzeit, aber zu Angsträumen scheint noch nichts passiert zu sein. Dabei muss das Rad nicht immer neu erfunden werden, wie die Antwort auf unsere Anfrage im Verkehrsausschuss suggeriert.

Auch wenn das Erleben eines Stadtraums als Angstraum immer subjektiv ist: Es gibt Merkmale, mit denen sich viele Menschen unwohl fühlen, z. B. dunkle, einsame, schlecht einsichtige Flächen. Hier kann man sicher auf die Kriterienkataloge anderer Städte wie Wien oder Wuppertal zurückgreifen. Es wäre viel gewonnen, wenn die Stadtplanung hier so sensibel wäre, dass neue Angsträume gar nicht erst entstehen. Die Antwort auf unsere Anfrage liegt aber leider eher nahe, dass das Thema noch nicht in den entsprechenden Ämtern angekommen ist. Das muss sich ändern.

Statt einer aufwendigen und teuren Postkartenaktion, um bestehende Angsträume zu identifizieren, möchten wir auf Akteure im Sozialraum zurückgreifen. Streetworker, Ordnungsamt, Sozialraumkoordinatoren und auch die Polizei sind nah an den Kölnerinnen und Kölnern dran und wissen, welche Wege und Plätze eher gemieden werden. Im Dialog mit ihnen kann die Verwaltung sicher einen großen Teil der Angsträume identifizieren.

Einwohner/innen müssen natürlich auch die Möglichkeit haben, Wege und Plätze, die ihnen Angst machen, zu melden. Aber auch hier brauchen wir keine neuen Strukturen schaffen: das Bürgerbüro oder die „Sag’s uns App“ nehmen auch jetzt schon Beschwerden zu allen möglichen Themen auf. Hier ist die Meldestelle richtig untergebracht.

Wir meinen, hier können wir mit wenig Aufwand unsere Stadt noch lebenswerter machen. Diesen Auftrag würden wir der Verwaltung heute gerne erteilen.

 

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