Freier Eintritt in städtische Museen

Gisela Stahlhofen

Rede zur Ratssitzung am 27.9.2018

Eigentlich hatte ich mit einem Änderungsertrag von CDU, Grüne, FDP und Ratsgruppe GUT als Tischvorlage gerechnet, so dass man keine Möglichkeit mehr hat, sich darauf vor zu bereiten. Diesmal gab es dieses Papier schon 3 ½ Stunden vorher.

In Punkt 1 übernehmen Sie den Antrag der Bonner Linksfraktion, herzlichen Dank.

In Punkt 2 nehmen Sie eine Vorlage, die im Kulturdezernat in Vorbereitung ist, vorweg. Das zeigt auch mal wieder wie vertraulich wir in Vorbereitungsrunden mit einander umgehen.

Punkt 3 steht ähnlich auch in unserem Antrag.

Mit Ihrem Antrag springen Sie und leider auch die Bonner zu kurz. Deshalb wollen wir tatsächliche Veränderung und Öffnung für  Menschen in unserer Stadt.

Darum freue ich mich, dass wir zusammen mit der SPD und der Gruppe BUNT diesen Antrag zum kostenfreien Eintritt in die städtischen Museen gestellt haben.

Ich weiß, Sie als stadttragende Mehrheitsparteien tun sich schwer damit.

Wir reden häufig über die Menschen, die sich mit Kultur schwer tun. Nein, sie tun sich nicht schwer damit, sie können sich Kultur häufig einfach nicht leisten. Ja, wir haben den Köln-Tag, einmal im Monat. Jetzt sind sie aber an dem Tag krank oder an dem Donnerstag findet der Elternabend Ihres Sprösslings  statt, hm, haben Sie halt für den Monat Pech gehabt.

Nach dem unser Antrag eingestellt wurde, musste ich in der Presse lesen, dass der kulturpolitische Sprecher der CDU, Herr Dr. Elster, keinen Bedarf sehe. Letzten Sonntag war kostenfreier Eintritt im Wallraf-Richartz-Museum. Trotz Regen waren viele Menschen da, Sie habe ich nicht gesehen. Sie dürfen Ihren persönlichen Bedarf nicht mit denen, die den kostenfreien Tag genutzt haben, gleich setzen.

Herr Frank behauptet, dass Mäzene und Fördervereine für die Kosten der Museen in Großbritannien und USA aufkämen. Großbritannien sieht es als Bildungsaufgabe an und finanziert es aus dem Haushalt. In den USA stehen in der Tat viele Mäzene hinter einem solchen Bildungsauftrag. Hier in Köln ist das genauso. Fast jede Ratssitzung beginnt mit Schenkungen an städtische Museen und die Spender wollen, auch im Rahmen der Wertschätzung, dass ihre Schenkungen in den ständigen Ausstellungen gesehen werden können. Fürs Depot sind diese Kunstwerke schlichtweg zu wertvoll.

Sie, die Damen und Herren der CDU und Grünen, werden argumentieren, dass das Personal kosten wird. Welches Personal? Die Bewachung wurde doch schon vor Jahren ausgegliedert. Sie werden aus dem Budget der Museen bezahlt, genauso so als sie noch städtische Mitarbeiterinnen waren. An den Kassen sitzen Mitglieder der Fördervereine, die ehrenamtlich die Museen unterstützen.

Die Einnahmen durch die Eintrittspreise sind nicht sonderlich hoch. Die Beantwortung der Verwaltung auf eine Anfrage, damals noch Piraten, konnte noch nicht einmal differenzieren zwischen ständiger Ausstellung und Sonderausstellung und kam somit auf gut gerundete 3,2 Millionen Euro. Das sind für zehn städtische Museen, incl. Wallraf und Archäologische Zone, die zukünftige MIQUA, gerade mal 320.000 Euro. Klar muss das aufgefangen werden. Die Gegenfinanzierung wird aus der dafür vorgesehenen Kulturföderabgabe geleistet, denn genau dafür ist sie da.

Auf der Website der Stadt Köln steht unter dem Suchbegriff „Häufig gestellte Fragen zur Kultuförderabgabe“ unter Punkt 17 (Stand: 13. Oktober 2016). Wofür wird die Kulturförderabgabe verwendet?

Ich zitiere:

 „Die zu erwartenden Einnahmen aus der Kulturförderabgabe in Höhe von ca. 7 Millionen Euro jährlich fließen - praktisch als „Gegenleistung“ - in die Bereiche Kultur, Bildung und Tourismus, ohne dass hierzu eine Verpflichtung aus der Abgabe heraus besteht.

Die Verwendungsziele entsprechen damit dem Namen, den man mit einer solchen Abgabe verbindet.“

Damit wäre die Gegenfinanzierung auch geklärt. Im Übrigen sind es nicht mehr 7 Millionen sondern 2017 ca.12 Millionen Euro, so der Kölner Stadt Anzeiger am 17.08.2018. Gute 5 Millionen Euro fließen, wenn sie denn eingetrieben werden, also schon so einfach in den Haushalt.

Zum Schluss möchte ich noch Frau Pfeiffer-Pönsgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, zitieren.

Sie sagte schon bereits 2016, damals noch Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, unter anderem in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung

„Wenn man das Museum im positiven Sinne als Bildungsangebot und als Erweiterung des Horizonts betrachtet, dann kann man nur sagen: Es funktioniert fantastisch, wenn der Eintritt frei ist. Davon profitieren vor allem die Sammlungen der Museen. Diese werden in ganz anderer Art wiederentdeckt, wenn es nicht mehr nur um Sonderausstellungen und Events geht.

In den großen Museen in London, New York oder Los Angeles denkt man aber gelegentlich schon, dass es etwas voll ist. Dafür sieht man unendlich viele junge Leute im Museum, für die der Eintritt sonst ein Problem wäre. Deshalb befürworte ich die Öffnung der Museen, aber nur, wenn der kommunale Träger, das Land oder der Bund den Wegfall der Einnahmen kompensiert. In der Fläche würde dadurch eine Hürde fallen. Die Leute könnten auch einfach nur mal gucken gehen. Das Museum würde als Ort geöffnet - wie in England, wo die Leute in der Mittagspause ins Museum gehen, oder sich nur ein Kunstwerk anschauen. So könnte man das Erlebnis eines Museums viel unkomplizierter in sein alltägliches Leben einbauen.“

Genau das wollen wir. Mal eben ins Museum gehen.