Eine Metropol-Region braucht einen Großmarkt!
Rede von Jörg Detjen zum gemeinsamen Antrag von Die Linke, SPD und FDP auf der Ratssitzung am 27. Juni 2024
Ziel des Antrages ist es, die Existenz des Kölner Großmarkt zu sichern und ihn weiterzuentwickeln. Das sagte Jörg Detjen:
Eine Metropol-Region braucht einen Großmarkt: Hamburg, Berlin, Hannover, Frankfurt, Stuttgart, München und andere Großstädte haben einen Großmarkt, den die Städte bzw. Stadtstaaten in unterschiedlicher Form fördern.
Köln soll eine Provinzstadt werden, das betreiben CDU und die Stadtverwaltung seit Jahren, die Grünen machen seit 2020 bei diesem unsäglichen Trauerspiel mit.
Provinz ist, wenn die vielen Akteure wie Wochenmärkte, Kantinen, Lebensmittelläden, Restaurants, kleine Verkaufsstellen, ihre Produkte nur noch über Lebensmittelkonzerne beziehen können. Und provinzielles Agieren ist auch, wenn den Herstellern von Produkten, z. B. regionaler Landwirtschaft, die Möglichkeit verbaut wird mit regionalen Händlern zusammen zu kommen.
Die Versorgung mit gesunden und regionalen Produkten darf nicht einer Handvoll Lebensmittelkonzernen überlassen werden. In Köln würde dies einen weiteren Ausbau der ohnehin bestehenden Monopolstellung von REWE bedeuten und das Ende der Wochenmärkte zur Folge haben.
Darunter werden Menschen mit wenig Einkommen leiden, die ohnehin immer weniger übrig haben für gesunde und gute Lebensmittel.
Wir unterstützen mit unserem Antrag die Aktivitäten des Kölner Ernährungsrates für einen Großmarkt in der Rheinschiene.
Gesunde Ernährung wird in den nächsten Jahren ein großes Thema sein. Mit gesunder Ernährung können wir langfristig den Anstieg der staatlichen Sozialkosten begrenzen. Gesundheit, Bewegung, Selbstständigkeit, Anerkennung und Bildung sind eng miteinander verbunden und gesunde, selbstgemachte Nahrung ist ein Schlüssel für diese Zukunft.
Wir Linken haben diesen Antrag gemeinsam mit SPD und FDP gestellt, weil wir der Meinung sind, dass wir endlich ein klares Bekenntnis zum Großmarkt brauchen. Nachdem der FC nicht nach Marsdorf geht, wäre es möglich den Großmarkt sogar wieder auf dem größeren Gelände anzusiedeln.
CDU und Grüne aber wollen die Markthändler auf dem Großmarkt ruinieren und 2025 vertreiben. Der Großmarkt hatte 1904 einen neuen Standort gefunden, als er die Altstadt verlassen musste. Sie wollen eine tausendjährige Tradition zerstören. Im Jahre 922 wurde erstmals der Kölner Markt am heutigen Alten Markt geschaffen. Er wäre ein Frevel diese Tradition zu zerstören.
Aber im Prinzip ist klar, die Stadt und augenscheinlich auch die derzeitige Gestaltungsmehrheit wollen in Zukunft keinen Cent und kein Grundstück für einen Großmarkt hergeben, der diese Bezeichnung auch verdient. Alle Fachleute sagen: ohne öffentliche Mittel oder Grundstücke ist ein Großmarkt nicht möglich. Dass die finanziellen Mittel begrenzt sind, ist uns völlig klar. Aber warum wird noch nicht einmal der Status Quo festgeschrieben: Eine Mio. Euro im Jahr und ein Grundstück von 14 ha als Angebot an die Markthändler. Nichts dergleichen kommt von der Oberbürgermeisterin, der CDU, Grünen und Volt. Das ist unanständig!
Geschickt wird der von Ihnen durch Unterlassungen herbeigeführte Wohnungsmangel jetzt gegen die Markthändler ins Feld geführt. Die Parkstadt Süd müsse jetzt gebaut werden. Auch hier wird wieder getrickst: Ab 2025 wird kein einziges Haus in der Parkstadt Süd gebaut. Warum soll der Großmarkt denn weg, wenn wenigstens bis 2030 dort noch Platz wäre?
Eine zukunftsorientierte, langfristige Politik, die die Interessen der Kölner Verbraucher*innen im Blick hat, sieht anders aus! Ich kann nur den Markthändlern zu rufen: Machen sie sich keine Hoffnungen, nehmen sie ihre Interessen selbst in die Hand! Und den Bezirksvertretungen sage ich: Kümmert Euch um den Erhalt der Wochenmärkte, ohne sie ist ein Stück Kultur und Infrastruktur im Veedel kaputt.
Der Antrag wurde abgelehnt. Mit 35 Fürstimmen und 48 Gegenstimmen bei 2 Enthaltungen war das aber ein relativ knappes Ergebnis.