Benin Bronzen können nur ein Anfang sein!

Jörg Kobel

1897 brandschatzten britische Truppen 3500 bis 4000 Bronzen auf einer sog. Strafexpedition aus dem Königspalast in Benin City , auf dem heutigen Staatsgebiet Nigerias, und zerstörten anschließend Palast und Stadt. So gelangten 1100 Bronzen als Ankäufe nach Deutschland. 440 gingen nach Berlin, 96 an das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln.

Bereits 1977 hatte Nigeria im Rahmen des Festivals Festac 77 die Rückgabe gefordert. Restitution war aber in den folgenden Jahrzehnten ein wenig beachtetes Thema.

Das änderte sich erst 2017, als Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bei seinem Staatsbesuch in Ouagadougou, Burkina Faso, erklärte, Frankreich sei grundsätzlich zur Rückgabe afrikanischer Kulturgüter an ihre Ursprungsländer bereit. Kulturstaatsministerin Monika Grütters reagierte, zog die betroffenen Museen zusammen und beschloss in der "Erklärung zum Umgang mit den in deutschen Museen und Einrichtungen befindlichen Benin-Bronzen" die grundsätzliche Bereitschaft zu substantiellen Rückgaben.

Im Februar nun verabschiedete der Rat die Rückgabe der Kölner Benin-Bronzen an Nigeria. Die Rückgabe kann sich aber noch einige Zeit in die Länge ziehen. Die Verhandlungen beginnen in diesem Frühjahr.

Doch ist mit der Rückgabe der Benin-Bronzen das Thema erledigt? Bei weitem nicht! Das RJM selber beschreibt Exponate aus Kamerun und Kambodscha, die man zurückgeben müsse.

Wir fordern die Verwaltung auf, eine schonungslose Bestandaufnahme sämtlicher Museen und Archive zu beauftragen und in einem zweiten Schritt Kirchen, Hochschulen und Unternehmen zu einem Dekolonialisierungsplenum einzuladen. Zwar sind Kirchen und Hochschulen rechtlich nicht der Stadt verpflichtet, gleichwohl geschah Unrecht auf städtischem Gebiet, und befinden sich heute noch Exponate in deren Archiven in Köln.

Die Kolonialgeschichte Kölns muss nicht nur umfassend, sondern auch wissenschaftlich professionell aufgearbeitet werden. Dazu benötigt man einige wissenschaftliche Stellen für einige Jahre. Die Stadt muss Geld in die Hand nehmen, um aktiv das geschehene Unrecht aufzuarbeiten, und - wenn möglich - Verbindungen zu knüpfen und Zukunftsprojekte mit Nachfahren zu initiieren, damit der Kolonialismus sich nicht auf anderen Ebenen fortschreibt. Die Benin-Bronzen sind ein Anfang: Machen wir uns auf den Weg, es lohnt sich!