Benachteiligte Stadtteile im Kampf gegen Corona stärken

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In benachteiligten Stadtteilen in Köln liegen die Coronainzidenzwerte deutlich über dem Kölner Durchschnitt. Letzte Woche übertraf der Stadtteil mit den höchsten Inzidenzwerten den Kölner Durchschnitt um das Fünffache. Gleichzeitig gibt es in den betroffenen Stadtteilen eine wesentlich schlechtere Test- und Impfinfrastruktur.

Während sich in Lindenthal, Braunsfeld und Müngersdorf zusammen knapp 18.000 Einwohner*innen in 9 Testzentren testen lassen können, stehen für Blumenberg, Chorweiler, Esch und Auweiler für über 30.000 Einwohner*innen nur 5 Testzentren zur Verfügung. Damit versorgt im gut ausgestatteten Kölner Westen ein Testzentrum noch nicht einmal 2.000 Menschen, während sich im benachteiligten Kölner Norden fast 6.100 Menschen die Kapazität eines Testzentrums teilen müssen.

Damit diese augenscheinliche Benachteiligung der Bevölkerung in den benachteiligten Stadtteilen endet, bringt die Fraktion DIE LINKE einen Antrag in den kommenden Rat am 6. Mai ein.

Jörg Detjen, Mitglied im Rat und im Sozialausschuss führt aus:

„In eine wirksame und gerechte Pandemiestrategie gehört die Förderung der benachteiligten Stadtteile. Wir sollten eine Impfquote von mehr als 70 % in diesen Stadtteilen anstreben, durch mehr Information und den Ausbau der Impf- und Testmöglichkeiten. Das würde die Inzidenzzahlen in den betroffenen Vierteln drücken. Ausgangssperren dagegen sperren die Leute in den kleinen Wohnungen mit den vielen Kindern ein, mit allen negativen Konsequenzen. Mit unseren Vorschlägen wollen wir auch die Not dieser Familien lindern.“

Weil es in benachteiligten Stadtteilen weniger Ärzte gibt, sollen diese mehr Impfstoff bekommen. Außerdem braucht es dort auch insgesamt mehr Impfmöglichkeiten, z. B. in Bürgerhäusern oder durch mobile Einrichtungen.

Die Coronainformationen müssen in viel mehr Sprachen vorliegen. Neben mehrsprachigem Infomaterial muss aufsuchende Beratung eingesetzt werden. Mehrsprachige Anti-Corona-Lotsen und Streetworker sollen Masken verteilen und so mit den Menschen im Veedel ins Gespräch kommen.

Der Fraktionssprecher Heiner Kockerbeck ist überzeugt:

"Die Stadt Köln muss die ärmeren Stadtteilen umgehend stärker unterstützen, besonders Schulen, Kitas und Jugendzentren. Kinder und Jugendliche dort sind in vielfältiger Weise benachteiligt.

Sie brauchen mehr digitale Endgeräte der Stadt. Es ist mehr Fachpersonal nötig, dass sich um sie kümmert, gerade auch Sozialarbeiter*innen. Die Jugendorganisationen sollten mehr Angebote machen können.

Die Stadt darf die Kosten für diese Maßnahmen nicht scheuen. Es geht um bessere Bildungschancen und mehr Kommunikation über den Schutz vor Coronainfektionen. Die Stadt soll mit mehr unterstützenden Leistungen, positiven Hilfen vor Ort spürbar sein. Dann sehen auch mehr Menschen die Notwendigkeit von Beschränkungen ein."

Jörg Detjen ergänzt:

„Das kostenlose Mittagessen nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz wird inzwischen nur noch von 20-30 % der berechtigten Kinder und Jugendlichen genutzt. Hier muss die Stadt eingreifen und das Kommunikationsproblem zwischen Caterern, Schule und Eltern lösen.“

Klaus Roth, Bezirksvertreter in Chorweiler, kennt das Problem durch seine Arbeit vor Ort:

„Die Bezirksvertreter in Chorweiler haben einstimmig bei Enthaltung der AfD ein eigenes Impfzentrum für Chorweiler beschlossen. Ich hoffe, der Rat versteht die Dringlichkeit und entscheidet ebenso.“

  1. Ratsantrag der LINKEN AN/0900/2021
  2. Beschluss der BV Chorweiler vom 15.4.2021