Alter Schwede – Erhalt des Gotlandhauses

Michael Scheffer

Eindeutiger kann eine Beschlussfassung kaum ausfallen: „Das sogenannte Schwedenhaus wird als Gebäude erhalten und eine artverwandte gleiche Nutzung als Kindertagesstätte realisiert.“ So hat es die Bezirksvertretung Innenstadt bereits im März vergangenen Jahres einstimmig beschlossen, während die Stadtverwaltung unverhohlen den Abriss vorbereitete. In einer Vorlage zur BV-Sitzung im Januar 2022 wurden horrende, teils fragwürdige Sanierungs- und Renovierungskosten in Aussicht gestellt. Besser wäre es, man würde alles niederlegen und an der freiwerdenden Stelle einen Kinderspielplatz errichte

Das rote Gotlandhaus im Volksgarten war ein Geschenk Schwedens an die notleidende Kölner Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg. Kinder zwischen 3 und 6 Jahren wurden hier mit warmen Mahlzeiten versorgt. Der sogenannte Schwedenkindergarten war aber auch der erste Kindergarten in Köln, der ganztägige Öffnungszeiten vorhielt und somit auch Kindern berufstätiger Eltern offenstand, und Frauen überhaupt erst Erwerbsarbeit ermöglichte. Bis zu seiner Schließung im vergangenen Jahr wurde er durchgehend sozial genutzt, Generationen von Kindern sind hier aufgewachsen.

Da nunmehr mehrere Anfragen und Konzepte zu einer sozialen Weiternutzung aus der Bürgerschaft und von freien Trägern eingegangen sind, hat sich die BV Innenstadt vor ihrer Sitzung am 27.1.2022 um „fünf vor zwölf“ zu einer Kundgebung im Volksgarten versammelt. Eindringlich wurde die Verwaltung ermahnt, die Abrissbirne wieder einzupacken und dem auch stadthistorisch bedeutsamen Wert des Hauses gerecht zu werden.

Auch der Jugendhilfeausschuss hatte die Verwaltung zwei Tage zuvor einstimmig aufgefordert, in umsetzungsorientierte Gespräche und in den Austausch mit den Initiatoren, Vereinen und der Bürgerschaft einzutreten. Demnach solle das Objekt zuzüglich Kinderspielplatz erhalten bleiben, „um dieses in Zusammenarbeit einer kreativen bürgerschaftlichen und sozio-kulturellen Nutzung zuzuführen“.

Dankbar für diese Anregung, hat die BV Innenstadt ihren Beschluss modifiziert und fordert nunmehr einstimmig neben dem Erhalt des Hauses, eine Prüfung, ob der Denkmalstatus beantragt werden könne. Weniger als Baudenkmal, sondern vielmehr als historisch bedeutsame Stätte. Diesen Stellenwert unterstrich u.a. die schwedische Generalkonsulin, die eigens für diesen Tagesordnungspunkt angereist war. Fachlich-fundiert erläuterte sie den einmaligen Charakter dieser Bauten, von denen weltweit nurmehr eine Handvoll erhalten sind. Am Ende einer leidenschaftlich geführten Debatte scheint ein bisschen Bullerbü in Köln gerettet zu sein.