2036 und 2040: NOlympia in Rhein-Ruhr
Rede von Jörg Detjen zur Ratssitzung am 3. April 2025
Das sagte Jörg Detjen zur Olympiabewerbung Kölns:
"Vor 5 Jahren wurde hier im Rat schon einmal eine Olympiabewerbung besprochen. Daraus ist nichts geworden. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel kommentierte letzte Woche (26.3.): „Das Projekt einer deutschen Olympia-Bewerbung wird immer chaotischer.“ Seit 2022 verschiebt der der DOSB die Entscheidung, ob man überhaupt ins Rennen gehen will und dann mit welcher Region bzw. Stadt. Nun müssen sich die Kommunen im Schweinsgalopp bis zum 31. Mai entscheiden. Der Spiegel zitiert einen Sportfunktionär: „Wir sind extrem irritiert über diesen neuen Fahrplan“ und „Der Verfahrensprozess lässt nur Fragen offen.“
Die Oberbürgermeisterin hat uns vor drei Jahren eine Liste von Großprojekten vorgelegt mit der Bitte, diese zu überprüfen und gegebenenfalls zu streichen. Der Rat hat sich einen schlanken Fuß gemacht. Die Verwaltung hat dann selbst zwei Vorschläge gemacht. In dieser Situation und mit diesem Hintergrund, liebe Kolleginnen und Kollegen, wollen Sie also ein neues Großprojekt auf den Weg bringen und hinterher sagen, hätten wir das gewusst, dass das so teuer wird ... Ich glaube, damit kommen Sie diesmal nicht durch. Wir müssen Köln instand setzen – wir müssen in Köln die Löcher schließen!
Und: Wir sollten uns mit Olympiabauten nicht selbst Konkurrenz machen. Ein Kriterium der Bewerbung ist die Nachhaltigkeit: Neue Stadien sollen möglichst nicht gebaut werden. Die Kölner SPD ist da traditionell unterwegs und fordert „einen historischen Modernisierungsschub von Wohnungsbau, Verkehr und Sportstätten“. Sie will u. a. das „Olympische Dorf nach Köln holen“. Und auf den Fluren hört man „Kreuzfeld“.
Ist ihnen bewusst, dass das letzte Olympische Dorf auf einer Fläche von 55 ha gebaut wurde? Ist Ihnen bewusst, dass überall dort, wo Sie ein olympisches Dorf errichten, bereits Nutzungsüberlegungen oder gar Planungen im Gange sind? Damit würden Sie den Mietwohnungsmarkt mindestens für die nächsten 10 Jahre weiter verschärfen. Das wäre neue sozialdemokratische Wohnungspolitik! Wussten Sie, dass Airbnb einer der Hauptsponsoren der Olympischen Spiele 2024 in Paris ist?
Und auch hier zeigt sich wieder ein Kardinalfehler der Kölner Kommunalpolitik: Schnell + nicht fertig planen und zu früh bauen!
Die Verwaltungsvorlage sieht eine schwache „Bevölkerungsbeteiligung“ vor. Im ersten Wettbewerb hieß es noch, man werde in den betroffenen NRW-Kommunen einen Bürgerentscheid durchführen. Davon ist nichts mehr zu hören. In der Verwaltungsvorlage der Stadt Essen steht dazu nichts! Das ist schon entlarvend! Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man von der eigenen Bewerbung nicht überzeugt ist? Trotzdem bleibt die Frage: Wann machen Sie es?
Hamburg hat 2 Millionen Euro für die Bewerbung ausgegeben und dann hat die NOlympia-Bewegung den Prozess gestoppt und das Geld war weg. Ich bin gespannt auf Ihre Antwort!
Und Sie wollen sich sogar für die Olympischen Spiele 2036 bewerben. 100 Jahre nach Hitlers Spielen in Berlin.
Das wäre eine Steilvorlage für die AfD und für alle aufmarschierenden Nazis in Europa. Ich hatte vor fünf Jahren ein sehr interessantes Gespräch mit einem Professor der Sporthochschule Köln. Er meinte sehr authentisch und sympathisch, dass man diese Auseinandersetzung führen müsse und einen Beitrag zur Aufarbeitung der faschistischen Hitler-Spiele leisten könne. Ich habe das damals bezweifelt und möchte das heute wieder tun. Wir können ja Friedrich Merz als Experten einladen, wie so etwas schief läuft.
Deshalb ruft die Fraktion Die Linke der Stadtgesellschaft zu:
2036 und 2040: NOlympia in Rhein-Ruhr"
Die Linke hat die Vorlage abgelehnt. Sie bekam aber eine Mehrheit.