Vorgezogenes Anmeldeverfahren für die Gesamtschulen beibehalten!

Bislang können Eltern ihr Kind an einer Gesamtschule in einem zeitlich vorgezogenen Verfahren anmelden. Erhielt ihr Kind keinen Platz an einer Gesamtschule, konnten sie ihr Kind an einer Haupt-, einer Realschule oder an einem Gymnasium anmelden.

Die Direktorenkonferenz der Kölner Gymnasien fordert nun, dass die Stadt das Anmeldeverfahren grundsätzlich ändert: Die Anmeldungen sollen für alle Schulformen zeitgleich stattfinden.

Der Schulausschuss berät am 26.9.2022 hierzu eine Beschlussvorlage der Verwaltung. Die Verwaltung will an dem vorgezogenen Anmeldeverfahren für die Gesamtschulen festhalten. Teile des Rates drängen aber darauf, ein paralleles Anmeldeverfahren für alle Schulformen durchzuführen.

Dazu meint Heiner Kockerbeck, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE und Mitglied im Schulausschuss:

„Das Problem ist die große Lücke bei den Gesamtschulen. Wird das bisherige zeitlich gestaffelte Anmeldeverfahren abgeschafft, sind Eltern und Kinder mit dem Wunsch nach einer Gesamtschule doppelt benachteiligt. Sie haben nur eingeschränkte Chancen, dort einen Platz zu bekommen. Bei einer Absage müssen sie sich als Nachzügler*innen, bei einer Haupt-, einer Realschule oder einem Gymnasium bewerben.

Die Stadt darf die Probleme im Anmeldeverfahren nicht auf Eltern und Kinder abwälzen. Diese wäre die Leidtragenden.“

In den vergangenen zehn Jahren mussten jeweils ein Viertel bis ein Drittel der Anmeldungen an Gesamtschulen abgelehnt werden. Im Jahr 2021 waren es 1.000 abgelehnte Kinder bei 2.350 Plätzen.

Heiner Kockerbeck meint ferner:

„Damit die Gesamtschulen ihr vorgezogenes Anmeldeverfahren schneller durchführen können, brauchen sie mehr Unterstützung von der Stadtverwaltung: eine App und notfalls auch personelle Verstärkung der dünn besetzten Schulsekretariate.

Und natürlich muss die Stadt endlich mehr Gesamtschulen bauen und eröffnen. Erst wenn ausreichend Plätze an Gesamtschulen vorhanden sind, wäre ein zeitgleiches Anmeldeverfahren richtig.

Die Gymnasien sollten nicht versuchen, ihre Position auf Kosten anderer Schulformen und eines Teils der Familien zu verbessern.“

Offiziell gilt in Nordrhein-Westfallen seit Jahren eine „Kultur des Behaltens“. Die weiterführenden Schulen sollen alle Kinder, dies sie aufnehmen, individuell fördern. Kein Kind soll die Schule wegen schlechter Leistungen verlassen müssen. Tatsächlich aber zwangen die Gymnasien 2020 459 Kinder dazu, die Schule zu verlassen. Es werden also über 10 Prozent eines Jahrgangs „abgeschult“.

Zur Diskussion um Mehrklassen an Gesamtschulen meint Heiner Kockerbeck:

„Die Gesamtschulen fördern alle Kinder, die sie aufnehmen. Sie sind Schulen der Inklusion. Sie unterrichten Kinder aus allen sozialen Milieus und Schichten. Aber ihre Ressourcen sind eng auf Kante genäht. Aufgrund der schwierigeren und komplexeren Arbeit der Lehrenden an Gesamtschulen ist es nicht zu vertreten, wenn sie Mehrklassen einrichten müssten.“