Gedenken an die alevitischen Opfer des Sivas-Massakers vor 27 Jahren in der Türkei

Jörg Detjen, der Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Kölner Rat, spricht heute auf einer Kundgebung der Alevitischen Gemeinde in Köln anlässlich des 27. Jahrestages des Sivas-Massakers. Sie findet um 18 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz statt. Am 2. Juli 1993 wurden in der anatolischen Stadt Sivas 37 Menschen Opfer eines Pogroms, als ein nationalistischer Mob die Teilnehmer eines alevitischen Kulturfestivals überfiel und ihr Hotel in Brand steckte.

Jörg Detjen, erklärt dazu:

„Der türkische Präsident Erdogan erklärte, er wolle nicht an dieses Ereignis erinnert werden. Wir tun es trotzdem! Tote, und vor allem dann, wenn sie heimtückisch ermordet worden sind, muss man gedenken. Deswegen unterstütze ich die Forderung der Alevitischen Gemeinde, das wiederaufgebaute Hotel Madimak in Sivas in eine Gedenkstätte umzuwandeln.“

Der Dachverband der Aleviten in Deutschland, der 700.000 Menschen repräsentiert, hat seinen Sitz in Köln. Die Aleviten sind eine Minderheit in der Türkei und deshalb oft Repressalien ausgesetzt. Jörg Detjen erinnert an die Rolle der Aleviten in der Türkei, die er insbesondere auf seinen zahlreichen Reisen in die Kölner Partnerstadt Istanbul kennenlernte:

„Als ich in den letzten Jahren mehrfach Istanbul besuchte, ist mir aufgefallen, dass es sehr viele engagierte Frauen gibt, die sich für mehr Demokratie einsetzen. Das hat mich sehr ermutigt! Das ist auch ein Hinweis, wie wichtig das Wirken der Aleviten ist, die seit Jahrhunderten auf die Gleichstellung von Mann und Frau pochen. Wer meint, mit der Unterdrückung der Frauen so weitermachen zu können, ist von Gestern! Die Türkei wird sich irgendwann demokratisieren und dabei werden die Frauen eine wichtige, emanzipatorische, friedliche und aktive Rolle spielen!“

Neben dem Gedenken an Unrecht in der Vergangenheit hält Jörg Detjen es für eminent wichtig, sich auch gegen fortdauernde Menschenrechtsverstöße zu wehren:

„Fünf Kölnerinnen und Kölner sind in der Türkei aus politischen Gründen inhaftiert oder werden an der Ausreise gehindert. Unter ihnen befindet sich auch Turgut Öker, der Ehrenvorsitzende der Alevitischen Gemeinde Köln, der nicht ausreisen darf. Auf die Aufhebung dieser Menschenrechtsverletzungen müssen alle Repräsentanten des deutschen Staates wieder und wieder drängen. Wenn heute die beiden türkischen Minister Cavusoglu und Ersoy ihre deutschen Amtskollegen Maas und Altmaier besuchen, um über die Aufhebung der Corona-Reisewarnung zu reden, müssen diese Fälle unbedingt thematisiert werden.“