Eine große Lücke bei den Gesamtschulen bleibt Kölns Markenzeichen - und ist schädlich

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Die Stadtverwaltung hat bekanntgegeben, dass auch in diesem Jahr wieder viele Kinder in Köln keinen Platz an einer Gesamtschule bekommen. Bei 2.963 Anmeldungen waren nur 2.268 Aufnahmen möglich. 695 Kinder werden stattdessen auf eine Hauptschule, eine Realschule oder auf ein Gymnasium ausweichen müssen.

Dazu meint Heiner Kockerbeck, Sprecher der Ratsfraktion DIE LINKE und Mitglied im Schulausschuss:
„Wieder einmal gibt es an Gesamtschulen für fast ein Viertel aller dort angemeldeten Kinder keinen Platz. Auch wenn die Zahl der Ablehnungen gegenüber dem Vorjahr gesunken ist, sollte das niemanden in Rat und Verwaltung beruhigen. Die große Kölner Lücke bei den Gesamtschulen ist landesweit bekannt. In über zehn Jahren haben die regierenden Parteienbündnisse im Rat es versäumt, genügend dieser Schulen für alle Kinder zu gründen. Gesamtschulen müssen endlich Priorität haben.“

Carolin Butterwegge, Sachkundige Einwohnerin für DIE LINKE im Schulausschuss sagt dazu:
„Die fehlenden Gesamtschulen sind ein Schlag ins Gesicht jener Eltern und Kinder, die diese sozial integrierende Schulform für die bessere Alternative halten. Gesamtschulen sind beliebt, weil sie Kinder aller Schichten individuell coachen und zum bestmöglichen Abschluss bringen wollen, statt viel zu früh zu selektieren. In Zeiten, in denen die soziale Spaltung zunimmt, muss die Stadt mehr in sozial integrative Schulen investieren.“

Immer wieder weisen Untersuchungen darauf hin, dass insbesondere Schüler*innen aus einkommensarmen Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund an Gesamtschulen bessere Chancen zu einem höheren Schulabschluss erhalten. Zuletzt untersuchte 2020 die GGG Nordrhein Westfalen (Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule) die Daten von 42 Prozent des Abiturjahrgangs dieses Jahres an Gesamtschulen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 79 Prozent der Abiturient*innen in der Grundschulempfehlung nicht als gymnasial geeignet eingestuft worden waren. Bei Abiturient*innen mit Migrationshintergrund waren es sogar 89 Prozent. Dies zeige, so die GGG, die große Leistung der Gesamtschulen bei der individuellen Förderung. Die Schulformempfehlung sei als prognostisches Instrument ungeeignet.

Heiner Kockerbeck ergänzt:
„Auch das besondere Engagement der Gesamtschulen für die Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf zeigt, dass sie Schulen für alle Kinder sind. Die Ratsfraktion DIE LINKE fordert seit langem, dass mehr Gesamtschulen gebaut und alle inklusiven Schulen besser mit Personal ausgestattet werden. Dann können diese Kinder an einer Regelschule aufwachsen und lernen, zusammen mit anderen Kindern. Gesamtschulen helfen, das Leben in Köln freundlicher und solidarischer zu machen.“

Jede der 15 Kölner Gesamtschulen beteiligt sich an der Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sie sind Schwerpunktschulen für Kinder mit geistiger Behinderung. 84 Prozent von ihnen, sofern sie an Regelschulen unterrichtet werden, besuchen eine Gesamtschule.