Linksfraktion aktuell

Mit mehr Gesamtschulen die Bildungschancen benachteiligter Kinder verbessern

Sengül Senol

Rede zur Ratssitzung am 14.07.2011

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

die CDU schlägt vor, den Schulentwicklungsplan für Gymnasien zu ergänzen. Dies ist in einem noch viel größeren Umfang für die Gesamtschulen erforderlich. Wie Sie wissen, und wie der Integrierte Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplan feststellt, versuchten seit Jahren zwischen 600 und 900 Eltern vergeblich, in Köln einen Gesamtschulplatz für ihre Kinder zu bekommen. Auch die Einrichtung der Gesamtschule Nippes und die beiden Gemeinschaftsschulen haben daran wenig geändert: Auch im kommenden Schuljahr müssen über 500 Kinder gegen ihren Willen Schulen des gegliederten Systems besuchen.

Der Schulentwicklungsplan stellt fest:
"Um den Bedürfnissen der Eltern nachzukommen, werden sowohl mehr Gymnasialplätze zu schaffen sein als auch mehr Plätze in Gesamtschulen (oder Gemeinschaftsschulen).[...] Die differenzierte Darstellung des Bedarfs [...] in den einzelnen Bezirken zeigt, dass es auch schulentwicklungsplanerisch sinnvoll wäre, Gesamtschulen oder Gemeinschaftsschulen zu bilden, die alle Abschlüsse anbieten [...] Entscheidet sich die Kommune nun angesichts der Elternwünsche für einen intensiven Ausbau der Gymnasialplätze, entzieht man den gleichermaßen gewünschten Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen das Schülerklientel, das zur Sicherstellung der Leistungsheterogenität auch benötigt wird. Richtiger wäre deshalb, den Bedarf an Gesamtschulen (und Gemeinschaftsschulen) zu decken, um dann einen geringeren Ausbau an Gymnasien leisten zu müssen."

Liebe Kollegin und Kolleginnen,
bevor ein weiterer Ausbau der Gymnasien geplant wird, müsste also der Ausbau an Gesamtschulplätzen konkretisiert werden. Ich möchte dazu einen konkreten Vorschlag machen.In Köln gibt es laut Schulentwicklungsplan fünf Stadtteile mit besonders benachteiligten Kindern: Kalk, Mülheim, Chorweiler, Nippes und Ehrenfeld.Dort leben die meisten armen Kinder, aber auch die meisten Migranten und dort gehen auch noch die meisten Schüler zur Hauptschule und die wenigsten zum Gymnasium. Der Schulentwicklungsplan weist das leider nur für Kalk und Lindenthal aus: In Lindenthal besuchen 79% der Schüler ein Gymnasium, in Kalk sind es nur knapp 17 % (SEP S.117).

In Kalk und ähnlichen Stadtteilen finden Sie auch die höchsten Ablehnungszahlen von Gesamtschulen, d. h. der Bedarf ist dort besonders dringend.Es bietet sich an, in diesen Stadtteilen je eine weitere Gesamtschule einzurichten. Dort befinden sich auch größere Industriebrachen, wie z.B. das CFK Gelände in Kalk, wo Grundstücke für eine 4 bis 6-zügige Gesamtschule vorhanden sind.Gesamtschulen sind Gemeinschaftsschulen vorzuziehen. Wir brauchen Schulen, die zum Abitur führen. Umgewandelte Haupt- oder Realschulen werden in einer Großstadt von den Eltern nicht als gleichwertig zu Gesamtschulen angesehen, weil sie keine Oberstufe haben. Die Gefahr besteht, dass dort wieder das gleiche Milieu entsteht wie an den Hauptschulen.Der demographische Faktor in Köln ist deutlich:2009 haben bereits 47,8% der Kinder und Jugendlichen von 6 bis 18 Jahren einen Migrationhintergrund. In der Altersgruppe 0 bis 6 sind es 51,5%.Die Integration dieser Kinder und Jugendlichen in der Stadtgesellschaft durch gleichwertige Bildung in Schulen mit Abitur ist eine Herausforderung, aber auch eine dringende Notwendigkeit. Gesamtschulen fördern diese Integration am besten, wie die Abiturzahlen der letzten Jahre zeigen."