Linksfraktion aktuell

Alle vier Häfen in Köln erhalten! Thesen zur Diskussion

Jörg Detjen, 7. Juni 2011
  1. 1988 verabschiedete der Rat ein bipolares Hafenkonzept mit Niehl als nördlichem und Godorf als dem südlichen Pol. Die kleineren Anlagen im Mülheimer Hafen und im Rheinauhafen wurden daraufhin aufgegeben.Bis heute hat Köln vier Häfen: Neben Niehl und Godorf noch die Häfen Niehl II und Deutz.
  2. Der Ausbau von Godorf würde die Bipolarität verstärken.Der Deutzer Hafen und Niehl II schlagen jeweils etwa 450.000 t pro Jahr um. Das sind zusammen etwa 8% des gesamten Kölner Jahresumschlags von ca. 12 Mio. Tonnen.Ein Ausbau des Godorfer Hafens würde die Bedeutung des Deutzer Hafens im Zusammenspiel der Kölner Häfen verringern: Es würden zusätzliche Güter in Godorf umgeschlagen und zudem ein Teil des Umschlags von Deutz nach Godorf verschoben.
  3. Auch wenn der Deutzer Hafen im Verhältnis wenige Güter umschlägt, ist er von der Fläche der zweitgrößte Hafen der HGK.Mit ca. 36 ha ist er doppelt so groß wie die der geplante Godorf-Ausbau von 20 ha.Der Hafen ist von der Fläche strategisch von großer Bedeutung. Dazu kommt das dieser Hafen der einzige noch verbliebene rechtsrheinische Hafen ist.Im Deutzer Hafen sind 15 Unternehmen mit rund 300 Arbeitsplätzen angesiedelt.
  4. Bereits im Jahre 2009 gab es eine Diskussion über die Zukunft des Deutzer Hafens. Nicht nur SPD und CDU, sondern auch unsere Bündnispartner im Kampf gegen den Ausbau des Godorfer Hafens ? die Grünen und die FDP ? wollen den Hafen möglichst schnell schließen und hier nach dem Vorbild des Rheinauhafens Yuppie-Wohnungen errichten.
  5. Das würde zu einem weitern Verlust von Arbeitsplätzen in Köln führen, weil solche traditionellen Unternehmen wie die Aurora-Mühle in den verbliebenen Häfen überhaupt keinen Platz mehr hätten.Das heißt, unsere Forderung nach dem Erhalt aller vier Häfen sichert deutlich mehr Arbeitsplätze als ein weiteres Hafenbecken in Godorf mit knapp 30 Arbeitsplätzen.
  6. Die Schließung des Deutzer Hafens und der Ausbau des Godorfer Hafens würden nicht ? wie von den Godorf-Befürwortern behauptet ? zu einer Verkehrsentlastung führen. Im Gegenteil, der Lastwagen- und Containerverkehr in die Stadt würde zunehmen.
  7. Der Verkauf des Geländes des Deutzer Hafens würde Geld in die Kassen der HGK spülen, mit dem sie den Ausbau des Godorfer Hafens finanzieren bzw. sichern könnte.Das ganze Projekt hätte somit für die Herrschenden in dieser Stadt verschiedene, auf einander folgende Gewinnoptionen: - Arbeitsplatzabbau und Rationalisierung- einen überdimensionierten Hafen am Stadtrand mit einem Investitionsprogramm von 65 Mio.- Neue große Bauprojekte im Deutzer Hafen mit einem gigantischen Investitionsprogramm von mehreren hundert Millionen Euro, um riesige Profite einzufahren. So betrugen z.B. die Gesamtinvestitionen im Rheinauhafen 750 Mio. Euro.- neue Möglichkeiten der örtlichen Kapitalanlage im gehobenen Wohnbereich bzw. Bürobereich
  8. Der Bau hochwertiger Wohnungen im Deutzer Hafen verstärkt die Gentrifizierung in Deutz ? die normalen Leute werden aus dem Innenstadtbereich verdrängt.
  9. D.h. unsere Forderung nach Erhalt der Arbeitsplätze bei den vier Kölner Häfen ist von strategischer Bedeutung in den nächsten Jahren.Dazu brauchen wir Bündnispartner und da sehe ich bis jetzt nur die Gewerkschaften, die für den Erhalt des Deutzer Hafens eintreten. Ggf. finden wir noch Bündnispartner bei der BI Hochwasserschutz, die zu Recht darauf verweist, dass der gesamte Deutzer Hafen Hochwasserschutzgebiet ist, wo eine Bebauung von Wohn- und Büroobjekten rechtlich unzulässig ist.
  10. Das heißt, ich sehe unsere Aufgabe im Kampf um die Verhinderung des Ausbaus der Godorfer Hafens darin, die verschiedenen Widersprüche aufzudecken, eine eigene Position zu entwickeln und potentielle Bündnispartner wie die Gewerkschaften und Umweltverbände auch weiterhin in unsere Überlegungen einzubeziehen.
  11. Wir brauchen ein dezentrales Hafenkonzept für Köln und eine regionale Zusammenarbeit mit Bonn und Neuss. Die LINKE muss einen Beitrag dazu leisten Soziales, Wirtschaft und Ökologie zusammenzubringen.